Regisseur mit Emotion: Johan Simons hat 2019 den Nestroy für die beste Regie ("Woyzeck", Akademietheater) erhalten.

Foto: APA/Hans Punz

Wien – Die vergangene Spielzeit an österreichischen Bühnen war eine der ungewöhnlichsten der jüngeren Theatergeschichte, und die neue droht ihr jetzt nachzueifern. Doch bevor am Montag der vierte Lockdown landesweit in Kraft tritt, nimmt das Theater die abgelaufene Saison noch einmal in Augenschein und zeichnet Künstlerinnen und Künstler in dreizehn Kategorien aus. It’s Nestroypreis-Time!

Die Gala am Sonntag im Theater an der Wien wird in Anbetracht der notwendigen Maßnahmenverschärfung kurzfristig ohne Publikum stattfinden, allerdings live zeitversetzt auf ORF 3 übertragen (20.15 Uhr), es moderieren Nadja Bernhard und Peter Fässlacher. Zwei Auszeichnungen wurden bereits im Vorfeld bekanntgegeben: Elfriede Jelinek erhält den Nestroy für ihr Lebenswerk; der Autorenpreis geht an Miroslava Svolikovas für ihr Stück Rand, das im Schauspielhaus Wien uraufgeführt wurde und in dem ein neuer Figurenbegriff Fuß fasst.

Digitale Formate

Trotz vieler Schließtage konnten 2020/21 insgesamt 619 Aufführungen gesichtet werden (die Autorin ist Mitglied der Jury, Anm.), darunter auch neu entwickelte digitale Theaterformate. Für sie wurde die Kategorie Corona-Spezialpreis eingeführt, in welcher am Sonntag unter anderem das Theater Drachengasse mit einem Theaterfilm über das Altern im Kapitalismus antritt (Der Anfang, das Ende), oder auch die Produktion werther.live, in der Regisseurin Cosmea Spelleken Goethes Briefroman in die Welt der sozialen Medien übertragen hat. Auch Black Box von Rimini Protokoll, das als Theater-Audiowalk am Volkstheater Furore machte, ist hier dabei.

Insgesamt wurden 41 Nominierungen ausgesprochen, nicht alle Namen können genannt werden: Bibiana Beglau, Birgit Minichmayr, Lina Beckmann, Katharina Lorenz und Marie-Luise Stockinger dürfen Hoffnung auf den Titel Beste Schauspielerin hegen. Für Philipp Hauß, Markus Hering, Claudius von Stolzmann, Michael Maertens und August Zirner liegt der Beste Schauspieler zum Greifen nahe. Ein Nebenrollen-Nestroy könnte unter anderem an Mehmet Ates¸c¸i für seine Darstellung der Miss Prism in Bunbury am Akademietheater gehen. Oder auch an Edith Clever für ihre Rolle als Tod im Jedermann bei den Salzburger Festspielen.

Für Publikumspreis voten

Um den Regiepreis rittern Ben Kidd & Bush Moukarzel, Barbara Frey und Anita Vulesica. Für internationales Flair sorgt die Kategorie Beste deutschsprachige Aufführung, hier kommen infrage: Anthropos, Tyrann (Ödipus) (Volksbühne Berlin), Einfach das Ende der Welt vom Schauspielhaus Zürich oder Peer Gynt, Schauspielhaus Bochum.

Weiters werden noch die Beste Bundesländerproduktion sowie die Beste Off-Produktion und die Beste Ausstattung ermittelt. Wichtig: Für den ORF3-Publikumspreis zur Wahl stehen Verena Altenberger, Maria Bill, Chris Lohner, Ulli Maier, Sophie von Kessel, Jan Bülow, Lars Eidinger, Johannes Krisch, Franz Pätzold und Andreas Vitásek. (Margarete Affenzeller, 21.11.2021)