Moraine (Rosamund Pike) und ihre Freunde kämpfen für das Gute in der Welt. Zuerst müssen sie es aber finden.

Foto: Sony Pictures Television Inc. and Amazon Content Services LLC

Moraine (Rosamund Pike) verfügt über magische Kräfte, das schützt sie aber nicht davor, selbst verletzt zu werden.

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Es ist ein altes, ungeschriebenes Gesetz der Menschheit: je komplizierter die Realität, desto dringender der Wunsch nach Flucht. So gesehen könnte es keinen besseren Zeitpunkt geben für eine Serie wie Das Rad der Zeit. In wahrhaft fantastische Welten entführt die Serie von Amazon Prime mit vorerst acht Folgen. Und das Beste: Es gibt eine satte Romanvorlage, die so manchen Lockdown überdauern kann. Aber von Anfang an:

Worum geht es in "The Wheel of Time"?

Wir befinden uns in unbestimmter Zeit im abgelegenen Dorfe Emondsfeld in Andor. Die Bewohner bereiten sich auf das jährliche Erntefest vor, als ein ungebetener Besuch in das Geschehen platzt. Magierin Moiraine (Rosamund Pike) gehört zur Gruppe der Aes Sedai und verfügt als solche über allerlei energetische Fähigkeiten. An ihrer Seite ihr treuer Diener und enger Verbündeter Lan (Daniel Henney). Die beiden suchen die Reinkarnation eines Drachen, der zu allem fähig ist, entweder die Welt zu heilen oder sie zu zerstören. Sie vermuten ihn unter den Bewohnern des Dorfes, im Speziellen in Rand al’Thor (Josha Stradowski), Egwene al’Vere (Madeleine Madden), Perrin Aybara (Marcus Rutherford) und Mat Cauthon (Barney Harris).

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Das in aller Ruhe herauszufinden, dazu fehlt die Zeit. Pelzige Höllengeburten, sogenannte Trollocs, trampeln das Dorf nieder. Unsere kleine Neigungsgruppe begibt sich auf eine lange Reise, vor sich ein Rudel Feinde, allen voran der finstere König Shai’tan. Es braucht allerhand Trickreichtum, um der Gefahr zu begegnen. Die tröstliche Botschaft: Es gibt immer einen Ausweg.

Von wem stammt die Vorlage?

The Wheel of Time, so der Originaltitel, stammt von Robert Jordan und umfasst 14 Bände. Das letzte Buch erschien 2013, sechs Jahre nach dem Tod des US-Schriftstellers. Mit mehr als 1500 Seiten gilt Jordan damit als Lichtgestalt der Fantasy-Autorenschaft. Er erschuf im Laufe seines Romanzyklus ein gewaltiges Zauberreich mit mehr als 2700 Charaktere sowie unzähligen Nationen mit Eigenheiten. Das Mammutprojekt umgesetzt hat Rafe Judkins. Gedreht wurde in Prag und Slowenien.

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Kann man das mit "Game of Thrones" vergleichen?

Wann immer seit 2019 eine Fantasy-Serie startet, muss sie sich an dem HBO-Epos messen. Antwort: Nein. Das Rad der Zeit hat weder den epischen Reichtum von Herr der Ringe noch die erzählerische Schärfe von Game of Thrones, wenngleich Amazon Prime keinen Aufwand gescheut hat. So wurden offenbar ganze Städte als Kulisse gebaut – und infolge dargestellter Schlachten wieder zerstört. Insgesamt soll eine Folge von Das Rad der Zeit zehn Millionen US-Dollar gekostet haben. Zum Vergleich: Bei Game of Thrones sollen es bis zu 15 Millionen US-Dollar gewesen sein.

Kommt noch mehr Fantasy?

So groß Amazon Studios diese Serie anlegt, sosehr ist das Epos eine Zwischenstufe zur nächsten, ganz großen Fantasy-Schlacht. Am 2. September 2022 schlagen dort die Hobbits in der Serienfassung von Herr der Ringe auf. Die Kosten für eine Staffel sind mit 465 Millionen US-Dollar reine Gigantomanie.

Wie gut dreht sich "Das Rad der Zeit"?

Der Schauwert ist hoch, die Figuren gut besetzt, man schaut gern zu. So richtig warm wird man mit Moraine und Freunden allerdings vorerst nicht. Zumindest ging es dem STANDARD so, der die ersten drei Folgen vorab sehen konnte. Es fehlt ein wenig an erzählerischem Schwung. Den Handlungsstrang allein auf die Reisegemeinschaft zu konzentrieren wirkt zudem in Zeiten multiplen Erzählens in Serien etwas eng angesetzt. Bleibt zu hoffen, dass sich Das Rad der Zeit entwickelt. Aber die Chance auf Flucht in eine Serie mit faszinierenden Mutproben und abwechslungsreichen Begegnungen dürfte für ein paar leichtere Stunden abseits der harten Realität ausreichen. Insgesamt: vier Energieblitze von fünf. (Doris Priesching, 20.11.2021)

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