Am 20. Mai 2018 hat sich Steffen Hofmann als Spieler verabschiedet. Am 20. November 2021 sitzt er als Interimstrainer auf der Bank.

Foto: APA/HANS PUNZ

Steffen Hofmann ist gekommen, um wieder zu gehen. Es ist rund dreieinhalb Jahre her, da saß der heute 41-Jährige zuletzt am Podium im Pressezentrum des Allianz-Stadions. Er war sehr nahe am Wasser gebaut, hatte er doch gerade sein letztes Pflichtspiel für Rapid bestritten. Er wurde eingewechselt, schoss ein schönes Tor, die Hütteldorfer schlugen Altach 4:1. Es geschah am 20. Mai 2018. Die Fans feierten ihn, und der "Fußballgott" trat ab. Nach 554 Pflichtspielen und 128 Treffern, für einen Regisseur eine beeindruckende Anzahl. "Ich wusste, wo das Tor steht." Mit dem Beinamen "Fußballgott" hatte er nie ein Problem, auch wenn er Überhöhungen strikt ablehnt. "Es gibt Schlimmeres als Gott."

Zum Beispiel die Pandemie. Es war Freitagmittag, der 19. November 2021. Die Regierung hatte rund eineinhalb Stunden davor den Lockdown ab Montag verhängt. Und Interimstrainer Hofmann wusste, dass er am Samstag um 17 Uhr ein erstes und ein letztes Mal vor Publikum auf dem Bankerl sitzen wird. Gegner ist ausgerechnet Altach, eine Laune des Fußballs. Er hat keine Lizenz, strebt sie auch nicht an. "Würde ich Trainer werden, was ich nicht will, müsste ich daheim den Schlüssel abgeben."

Gesprächsbedarf

Es sind für seine Premiere 13.000 Karten abgesetzt, die 2G-plus-Regel gilt, ehe der Vorhang fällt und das grausliche Comeback der Geisterspiele folgt. Vor zehn Tagen wurde Didi Kühbauer gefeuert, Talente-Manager Hofmann sprang ein. Gemeinsam mit Thomas Hickersberger, der bereits im Trainerstab war. Die beiden sind ein eingespieltes Team, sollte es hart auf hart gehen, entscheidet Hofmann. Die Aufgabenteilung schaut unter anderem so aus: "Hickersberger erstellt den Plan, ich rede mit den Journalisten. Das ist gut so, daheim habe ich eh nichts zu reden." Drei Kinder, eine Ehefrau und auch die Schwiegermutter stellen ihn quasi ins Abseits.

Die Fans vom Block West, die ihren Stimmungsboykott beendet haben, werden ihm huldigen. "Es geht nicht um meine Person. Die Mannschaft soll Spaß haben und ihn auf die Tribüne übertragen." Er, Hofmann, könne den Fußball nicht neu erfinden. "Es ist Qualität vorhanden. Natürlich ist eine gewisse Spannung da. Wir müssen Ruhe am Ball haben, das Gute beibehalten, nicht nur auf Umschaltmomente warten." Marco Grüll, zuletzt im Nationalteam stark, hat eine Aufbruchstimmung bemerkt. "Letztendlich liegt es an uns Spielern." Hofmann denkt "keine Sekunde an eine Niederlage". Seine Amtszeit beträgt maximal sechs Spiele, vier in der Liga, zwei in der Europa League, dann ist Winterpause.

Kein Stress

Sportgeschäftsführer Zoran Barisic sucht derweil Kühbauers Nachfolger. Er lasse sich nicht stressen, Qualität gehe vor Geschwindigkeit. "Pep Guardiola wird es nicht", sagte Barisic. "Lockdown, wieder Lockdown, wieder Lockdown. Lasst euch endlich impfen." Es ist übrigens nicht auszuschließen, dass Yusuf Demir bereits im Winter zurückkehrt. Der 18-Jährige ist bei Barcelona unglücklich, die Katalanen werden ihn im Sommer sicher nicht um zehn Millionen Euro verpflichten. Erstens wollen sie nicht, zweitens dürfen sie nicht, Barça ist pleite.

Rapid hat dafür einen weiteren Premiumpartner gefunden, es ist die Firma Crypshark, eine innovative Plattform, eine digitale Wechselstube, was immer das auch heißen mag. Wirtschaftsgeschäftsführer Christoph Peschek ist jedenfalls "froh". Mit dem neuerlichen Lockdown habe er, Peschek, sich abgefunden. "Emotional schlimm, aber die Gesundheit steht im Mittelpunkt." Rapid empfängt am Donnerstag West Ham, die Partie wäre ausverkauft. Der Verlust beträgt rund eine Million Euro. Der Corona-Sportfonds ersetzt prinzipiell nur Verluste aus nationalen Bewerben (zumindest teilweise), Peschek hofft auf den guten Willen der Regierung.

Steffen Hofmann "freut sich riesig" auf die Altach-Partie. "Macht Barisic Tempo, bin ich früher weg und im alten Job. Aber das Ganze ist eine sehr emotionale Geschichte." (Christian Hackl, 19.11.2021)

SK Rapid Wien – SCR Altach (Wien, Allianz Stadion, 17.00 Uhr, SR Schüttengruber). Bisheriges Saisonergebnis: 1:2 (a). 2020/21: 3:1 (h), 0:0 (a)

Rapid: Gartler – Stojkovic, Aiwu, Moormann, Ullmann – Ljubicic, Knasmüllner – Arase, Fountas, Grüll – Kara

Ersatz: Hedl – Schick, Querfeld, Dijakovic, Auer, Grahovac, Bosnjak, Ballo

Es fehlen: Hofmann (Corona-Kontaktperson), Kitagawa (Vaterschaft), Wimmer (Leisten-OP), Greiml (nach Knie-OP), Petrovic (Knöchelverletzung), Strebinger (Knochenmarksödem/Schulter), Dibon (Knie-OP), Schuster (Knochenmarködem), Schobesberger, Velimirovic (beide Rapid II)

Altach: Casali – Strauss, Dabanli, Haudum, N'Diaye – Mischitz, Thurnwald, Tartarotti, Aigner, Bukta – Nuhiu

Ersatz: Kobras – Prokop, Schreiner, Reiter, Bischof, Krizman

Es fehlen: Edokpolor, Zwischenbrugger (beide gesperrt), Netzer, Stefel, Parger (alle verletzt)