Demonstrierende legten Brände auf Straßen und Gehsteigen.

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Rotterdam – Nach heftigen Ausschreitungen bei einer Kundgebung gegen schärfere Corona-Regeln in Rotterdam hat die Justiz Untersuchungen und weitere Festnahmen angekündigt. Justizminister Ferd Grapperhaus sprach am Samstag von "extremer Gewalt gegen Polizei, Einsatzkräfte und Feuerwehrleute". Mindestens sieben Menschen wurden verletzt, etwa 20 Personen wurden noch in der Nacht festgenommen. Der Rotterdamer Bürgermeister Ahmed Aboutaleb sprach von einer "Orgie der Gewalt".

Die Polizei hatte nach eigenen Angaben Warnschüsse abgegeben und auch gezielt auf Menschen geschossen. Wie viele Menschen dabei verletzt wurden, war zunächst unklar. Auch über den Zustand der Verletzten war Samstagfrüh wenig bekannt. Auch bei der Polizei soll es Verletzte gegeben haben. Justizminister Grapperhaus kündigte eine umfassende Untersuchung zu dem Waffeneinsatz der Polizei an.

Brennende Polizeiautos

Am späten Freitagabend war eine nicht angekündigte Demonstrationen gegen mögliche Verschärfungen der Corona-Maßnahmen aus dem Ruder gelaufen. Es kam im Zentrum von Rotterdam zu gewalttätigen Krawallen. Auf Gehsteigen und Straßen wurden Brände gelegt, Polizeiautos in Brand gesteckt und weitere beschädigt sowie Polizisten und Feuerwehrleute mit Gegenständen beworfen. Zurück blieb eine Spur der Verwüstung.

Mit einem Großaufgebot versuchte die Polizei nach eigenen Angaben, wieder Ordnung zu schaffen. Dabei kamen auch die Bereitschaftspolizei und ein Wasserwerfer zum Einsatz, Polizeieinheiten aus dem ganzen Land wurden in der Hafenstadt zusammengezogen. "Ein maximaler Einsatz der Polizei ist möglich, um die Ordnung so schnell wie möglich wieder herzustellen", teilte die Polizei gegen Mitternacht mit.

Der Bürgermeister erließ eine Notverordnung, um Menschen den Aufenthalt am Ort der Krawalle sowie im Hauptbahnhof und einer anderen Station zu verbieten. Der Zugverkehr von und nach Rotterdam sei wegen der Krawalle eingestellt worden, teilten die Niederländischen Eisenbahnen mit. Am frühen Samstagmorgen wurde der Verkehr dann wieder aufgenommen.

Protest gegen 2G-Regel

Politiker äußerten sich auf Twitter schockiert über das Ausmaß der Gewalt. Der Justizminister sprach von gezielten Attacken auf Polizisten, Feuerwehr und Journalisten. Aus dem ganzen Land waren mehrere Hundert Beamte in die Hafenstadt gekommen.

Die Kundgebung, zu der mehrere Organisationen aufgerufen hatten, richtete sich gegen Pläne der Regierung, angesichts der sich verschärfenden Corona-Lage eine 2G-Regel einzuführen. Zugang zu Veranstaltungen, Cafés und Restaurants erhielten dann nur noch Geimpfte und Genesene. Nachdem im Jänner eine Ausgangssperre in den Niederlanden verhängt worden war, hatte es bereits schwere Krawalle in etlichen Städten mit Millionenschäden gegeben. (APA, 20.11.2021)