In Oberösterreich werden bereits 117 Intensivbetten für die Versorgung von Personen mit einem positiven Corona-Test benötigt. Rund drei Viertel davon sind nach Aussagen der oberösterreichischen Gesundheitsholding ungeimpft.

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Die Situation in Oberösterreichs Spitälern wird immer angespannter. Am Samstag gab es bereits 117 Corona-Intensivpatientinnen und -patienten im besonders betroffenen Bundesland. Im Vergleich zum Freitag waren damit acht weitere Corona-Intensivbetten belegt. Das heißt aber nicht, dass acht weitere schwer Erkrankte auf die Intensivstation verlegt werden mussten: Denn im gleichen Zeitraum gab es in Oberösterreichs Spitälern auch zehn weitere Covid-Todesfälle.

Die Entwicklung bei den Todesfallzahlen in den Krankenhäusern war zuletzt besorgniserregend: Seit Freitag, dem 12. November, wurden alleine in den Covid-Stationen in Oberösterreich 97 Personen registriert, die an oder mit dem Coronavirus verstorben sind. "Das ist ein trauriger Wochenrekord", sagte Jutta Oberweger, Sprecherin der Oberösterreichischen Gesundheitsholding, dem STANDARD. Nie zuvor in der Pandemie habe es laut Oberweger derart hohe Werte in einer Woche gegeben.

Die Lage hat sich erst zuletzt zugespitzt. In einer Statistik, die dem STANDARD auf Anfrage zur Verfügung gestellt wurde, wurden zwischen 1. und 20. November genau 117 Corona-Todesfälle in Oberösterreichs Spitälern gezählt. 97 davon verstarben seit vergangenem Freitag.

Zweite Corona-Welle ist bisher tödlicher verlaufen

Insgesamt gesehen war die zweite Corona-Welle vor genau einem Jahr aber noch verheerender: Damals starben zwischen 1. und 20. November 2020 laut Auskunft der Oberösterreichischen Gesundheitsholding 232 Personen in den Spitälern an oder mit dem Coronavirus – also doppelt so viele wie heuer. Im Vorjahr stand aber auch noch kein Impfstoff zur Verfügung: Aktuell haben gut 61 Prozent der Personen in Oberösterreich ein gültiges Impfzertifikat. Mehr als drei Viertel der Personen auf Corona-Intensivstationen sind laut Oberweger ungeimpft.

Nächste Krisenstufe im Spitals-Plan wird aktiviert

Der Anstieg bei der Bettenbelegung in den Intensivstationen hat in Oberösterreich weitreichende Auswirkungen. 117 Corona-Intensivbetten sind mit Stand Samstag belegt, in der aktuellen Krisenstufe 3a der Gesundheitsholding stehen damit nur noch zehn weitere Covid-Intensivbetten zur Verfügung. In Kürze muss also Krisenstufe 4 aktiviert werden: Damit wären 157 Intensivbetten für Corona-Fälle reserviert. Die Aufstockung ist nur dadurch machbar, dass auch Notbetten etwa in Aufwachräumen zu einer Art Intensivbett umfunktioniert werden.

Das bedeutet aber auch, dass im Non-Covid-Bereich noch mehr nicht lebensnotwendige Operationen verschoben werden müssen. "Bereits ab nächster Woche müssen wir hier weiter reduzieren", kündigt Oberweger an. Schon bisher mussten rund ein Drittel aller geplanten Eingriffe abgesagt werden, diese Zahl werde sich weiter erhöhen. Noch gebe es aber keine Verlegungen von Spitalspatientinnen und -patienten aus Oberösterreich in andere Bundesländer.

In Wels betrug die Intensivbettenauslastung mit Stand Samstagfrüh 93 Prozent, im Salzkammergut waren es 87 Prozent. Die Spitäler in Linz meldeten eine Auslastung von 83 Prozent. Im Innviertel sind die Intensivstationen aktuell zu 62 Prozent ausgelastet.

Innenministerium warnt Spitäler vor Aktionen von Impf-Gegnern

Für Aufregung sorgte zuletzt eine Warnung des Innenministeriums an Spitäler in Oberösterreich und Salzburg: Laut Verfassungsschutz besteht nach einem eingelangten Hinweis "die abstrakte Möglichkeit auf spontane Aktionismen im Umfeld von Krankenanstalten". Offenbar wurde über diverse Social-Media-Plattformen zu spontanen Kundgebungen oder Aktionismen in und um Krankenanstalten in Oberösterreich und Salzburg aufgerufen. "Nähere Informationen sind gegenwärtig nicht verfügbar", hieß es in einer E-Mail des Verfassungsschutzes von Donnerstagabend.

Laut Oberweger gebe es verstärkte Polizeistreifen rund um Spitäler. Zudem habe man die jeweiligen Krankenhäuser sensibilisiert, bei möglichen Wahrnehmungen zu reagieren. (David Krutzler, 20.11.2021)