Wichtig, sich in Erinnerung zu rufen: Irgendwo hinter dem Dunkel wartet der Frühling.

Foto: Imago/Jan Eifert

Alle Jahre wieder kehrt das Besinnliche wieder, wenn die Tage kürzer und die Nächte länger werden. Rückzug in die eigenen vier Wände, die Düfte, die durchs Haus ziehen, die kuschligen Pyjamas, die man den ganzen Tag nicht mehr auszieht, endlose Keksorgien mit Kakao ... Kurzum, der traditionelle Winterlockdown ist angebrochen. Willkommen.

Brot verkokeln, Wein zu Wasser machen

Wir sind jetzt alle ein Teil von etwas. Manche haben einen eigenen Garten und ein Haus, andere nur eine Vierzig-Quadratmeter-Wohnung zu dritt, aber hey, wir sind da alle gemeinsam drin! Und wie wollen Sie Ihren vierten Lockdown anlegen? Jene zu erlernende Fremdsprache, die bereits die ersten drei Lockdowns lang wartet, wird sich vermutlich noch gedulden müssen. Am Ende der Freizeit ist immer noch zu viel Arbeit da. Man kann alternativ wieder Brot verkokeln und Wein zu Wasser machen, während man sich vor Sorge um die Zukunft – die finanzielle und die generelle – graue Haare wachsen lässt, die keine Friseurhand je berührte. Man kann schlechte Filme streamen oder Teil eines solchen sein.

Wandern in Alleen, telefonieren mit Freunden

Man kann – schon wieder – in den Alleen unruhig wandern. Telefonate mit zuvor grundvernünftigen Freunden führen, die nun befürchten, aus dem Kanaldeckel heraus zwangsgeimpft zu werden. Wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, dass es wieder heller werden wird. Irgendwo hinter dem Dunkel wartet der Frühling. Diamanten sind für immer, der Lockdown nicht. (Julya Rabinowich, 22.11.2021)