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Fürst Albert II. am Nationalfeiertag mit den Zwillingen Gabriella und Jacques, die Grußbotschaften an Mama Charlene in der Hand halten.

Foto: Reuters / Eric Gaillard

Der Fürst hat schon glücklichere Nationalfeiertage erlebt. Die Zaungäste der Drohnenshow, mit der Albert II. am Freitag das neue Start-up-Image seines Stadtstaates unterstreichen wollte, fragten sich wieder einmal: Wo ist Charlene? Die Gattin, mit der er Zwillinge hat, war abwesend, obwohl sie erst aus Südafrika zurückgekehrt war. Ein halbes Jahr war sie in ihrem Herkunftsland geblieben, und ihr Mann erklärte dies mit einem "medizinischen Problem".

Nun muss er sich selbst korrigieren. Ohne Charlenes Aufenthaltsort zu verraten, deutete der 63-jährige Sohn von Rainier III. und Grace Kelly am Freitag an, Charlene bedürfe vor allem psychologischer Hilfe. "Es gibt eine Müdigkeit, die nicht nur physisch ist, die sich nur durch eine Zeit der Ruhe und Betreuung behandeln lässt", sagte er in einem Interview zum Nationalfeiertag.

Man kann es Albert nachfühlen, dass er zum Schutz seiner Frau möglichst diskret bleiben will. Bloß verstärkt er damit den in Monaco ohnehin stets präsenten Eindruck, dass hinter der schillernden Jetset-Kulisse mit Yachthafen, Casino und Ferrari-Meile vieles im Dunkeln bleibt.

Alberts Vertraute im Visier

Und zwar nicht nur, was die Herzensangelegenheiten der Grimaldis anbelangt, sondern Macht, Geld und Politik. Das Fürstentum wird derzeit von einer äußerst aggressiven Rufmordkampagne heimgesucht. Vier hohe Würdenträger werden von Unbekannten der Korruption und illegaler Machenschaften bezichtigt. Darunter befinden sich mit dem Präsidenten des höchsten Gerichts, Didier Linotte, und Außenminister Laurent Anselmi zwei von Alberts Vertrauten.

Die Vorwürfe treffen sehr direkt den Fürsten, der sein Minireich gerade vom Ruf eines intransparenten, klientelistischen Refugiums für Steuerflüchtlinge und Finanzjongleure zu befreien sucht. In einem Interview mit dem Lokalblatt Monaco-Matin verurteilte Albert die "diffamierende und anonyme Gerüchtekampagne" und kündigte an, er werde die Polizei einschalten.

Sicher ist, dass Profis am Werk sind. Laut Polizeikreisen soll die Verleumdungsattacke Dutzende von Personen mobilisiert und bereits fünf bis zehn Millionen Euro gekostet haben. Von der Internetseite dossiers-du-rocher.com und der anonymen E-Mail-Adresse powerhayden58@gmail.com wurden zahlreiche Journalisten mit Falschinformationen versorgt. Versendet wurden sie aus Russland, Indien, Island und den USA.

Zwei Spuren

Insider vermuten, dass zwei Gruppierungen versucht sein könnten, an Alberts Stuhl zu sägen oder ihm zumindest eine kleine Warnung zukommen zu lassen. Lokale Immobilienhaie lassen sich nicht gerne in ihren Geschäften stören, die dank einer unglaublichen Wohndichte blühen. Albert versucht zwar, den Immobiliendruck zu lindern, indem er in der Portier-Bucht sechs Hektar Land aus dem Meer wachsen lässt. Das zwei Milliarden Euro teure Projekt ruft aber auch unerwünschte Investoren auf den Plan.

Die zweite Spur, die sogenannten "russischen Interessen", führt zu monegassischen Firmen, die russischen Oligarchen mit oder ohne Kreml-Connection bei der Geldwäsche helfen, wie die Pandora Papers kürzlich enthüllt haben.

Großes Ziel "Smart City"

Als Erstes leidet darunter Monacos Image, das Albert mit etlichem Aufwand aufzupolieren versucht. Der Ministaat praktiziert heute sogar den automatischen Informationsaustausch mit anderen Fiskalverwaltungen und ist damit aus den schwarzen Listen der Steuerparadiese verschwunden. Außerdem hat der Fürst zentrale Urbanismus- und Finanzposten mit integren Persönlichkeiten besetzt, die Monaco in eine offene und moderne "Smart City" verwandeln sollen.

Allzu weit geht die monegassische Perestroika aber auch nicht. Der von der französischen Schutzmacht entsandte Untersuchungsrichter wurde 2019 geschasst, weil er zu viel Neugier an den Tag gelegt hatte. Er lancierte auch Ermittlungen gegen den Milliardär Dmitri Rybolowlew, an dem in Monaco niemand vorbeikommt.

Minister zu Gast beim Milliardär

Der Eigentümer des Fußballklubs AS Monaco – erster Fan: Albert II. – setzte sich in die Nesseln, als er in seinem Chalet im Schweizer Nobelort Gstaad den monegassischen Justizminister Philippe Narmino bewirtete. Das passte schlecht zu den Ermittlungen.

Albert reagierte prompt und entließ den Minister. Das war ein Zeichen, dass in Monaco neue Zeiten anbrechen sollen. Und genau das gefällt nicht allen, wie die Rufmordkampagne zeigt. (Stefan Brändle aus Paris, 21.11.2021)