Von links nach rechts: USB-C, Lightning und Micro-USB.

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Überall das gleiche Ladekabel verwenden können: eine Idee, die zunächst einmal sehr verlockend klingt. Immerhin ist es gerade auf Reisen äußerst mühsam, eine Vielzahl an Ladegeräten mit unterschiedlichen Anschlüssen mit sich führen zu müssen. Da ergibt es sich gut, dass sich weite Teile der Industrie in den vergangenen Jahren hinter USB-C als den Standard für so ziemlich alle Verbindungen nach außen geeinigt haben. Aber eben nicht alle: Apple beharrt bei seinen iPhones weiter auf dem eigenen Lightning-Anschluss. Das sei nicht nur gegen die Interessen der Konsumenten, sondern auch umweltfeindlich, befindet die EU-Kommission. Über eine neue Richtlinie sollen künftig alle Hersteller zur Verwendung von USB-C gezwungen werden.

Kritik

Eine Ankündigung, die bei Apple – wie zu erwarten – auf wenig Gegenliebe stößt. Nun bekommt das Unternehmen Unterstützung von unerwarteter Seite. In einer öffentlichen Stellungnahme übt mit Jeffrey L. Ravencraft ausgerechnet der Leiter des USB Implementers Forum (USB-IF) schwere Kritik an den EU-Plänen.

Eine solche gesetzliche Vorschrift würde unweigerlich den technischen Fortschritt behindern, ist Ravencraft überzeugt. Durch die zusätzliche Bürokratie würde jede Änderung am USB-Standard deutlich länger als bisher brauchen. Der aktuelle Kommissionsentwurf untermauere das bereits recht gut, da er eine veraltete USB-C-Spezifikation enthalte. Die neueste Revision, über die Schnellladen mit bis zu 240 Watt geregelt wird, sucht man dabei vergeblich. Insofern sei unwahrscheinlich, dass die EU schnell genug auf weitere Entwicklungen reagieren könne.

Inkonsistenz

Ravencraft kritisiert aber auch einzelne Details des EU-Entwurfs. Wenn man schon eine Vereinheitlichung wolle, sei es seltsam, erst recht wieder proprietäre Ladeprotokolle jenseits des offiziellen USB Power Delivery (USB-PD) zuzulassen. Denn nur das werde vom USB-IF geprüft. Das berge die Gefahr, dass es zu Konflikten bei der Zertifizierung kommt und dann unterschiedliche Logos von EU und USB-IF eingeführt werden, die nur zu Verwirrung der Konsumenten beitragen. In Summe spricht sich Ravencraft denn auch klar gegen die EU-Pläne aus und votiert dafür, stattdessen den Markt entscheiden zu lassen.

Die EU-Kommission hatte die entsprechenden Pläne Ende September vorgestellt. Darin ist vorgesehen, dass USB-C zur einheitlichen Ladebuchse für eine Vielzahl an Geräten werden soll – von Smartphones über Kameras bis zu Kopfhörern. Bis all dies schlagend wird, dürfte allerdings noch einige Zeit vergehen, muss die neue Richtlinie doch zunächst vom EU-Rat sowie dem Europäischen Parlament angenommen werden. Ist diese Hürde einmal genommen, folgt noch eine Übergangsfrist von zwei Jahren, in der die Hersteller sich auf die neuen Gegebenheiten einstellen können. Realistisch dürfte die Richtlinie also erst 2024 wirkmächtig werden.

Ausblick

Es ist nicht der erste Versuch der EU, einheitliche Ladestandards zu etablieren, bisherige Vorschriften konnten allerdings leicht umgangen werden, da sie keinen Buchsen-Typ am Gerät selbst vorschrieben. Auch die neu anvisierte Regelung hat so ihre Hintertüren. So gibt es etwa keinerlei Regelungen zu drahtlosem Laden, hier hat sich der Branche mit Qi allerdings ohnehin auf einen Standard geeinigt. Generell bleibt die Frage, ob die Regulierung überhaupt noch greifen wird. So gab es immer wieder Berichte darüber, dass Apple an iPhones vollständig ohne Anschluss nach außen arbeitet – damit würde dann auch die Vorschrift zu spät kommen. (Andreas Proschofsky, 22.11.2021)