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Und sie dürfen doch öffnen, die Skigebiete. Zwar war man zunächst davon ausgegangen, dass der seit Montag geltende Lockdown auch für Bergbahnen gilt. Letztlich sah die Verordnung aber – wie vergangenen Winter auch – eine Ausnahme für Skilifte vor, sie dürfen aufsperren. Gäste müssen aber einen 2G-Nachweis erbringen. Und unklar ist, ob die Gastronomie in den Skigebieten auch aufsperren darf, wie Seilbahnvertreter Franz Hörl betont. Die Regelung der vergangenen Saison sei gerichtlich ja aufgehoben worden. Auch würde man Skifahrer gefährden, wenn man ihnen beispielsweise in hohen Lagen keine Gastronomie zu Verfügung stellte. Schließlich könne das Wetter umschlagen. Wenn man Skigebieten erlaubt, aufzusperren, müsse man auch die Gastronomie dort aufsperren, das sei die logische Konsequenz.

Unter Bergbahnbetreibern herrscht derzeit das große Grübeln, ob – und wenn ja, wann – die Saison unter diesen Bedingungen beginnen soll. Der Lockdown soll ja Mitte Dezember zumindest für Geimpfte und Genesene vorbei sein, aber man weiß aus der Vergangenheit, dass solche Termine nicht immer halten. Beim Skigebiet Hochkar in Niederösterreich will man grundsätzlich keinen Kommentar zur Frage, wann die Saison losgeht, abgeben. Auch wann eine Entscheidung fallen soll, könne man nicht sagen.

Herausfordernder Winter

In Bad Kleinkirchheim in Kärnten überlegt man derzeit auch, wie angesichts der neuen Situation verfahren werden soll. Die Vorbereitungen auf die Skisaison laufen in dem Bundesland in vielen Gebieten bereits, mit der Beschneiung wird meist schon im November begonnen. Der Saisonstart in Bad Kleinkirchheim war ursprünglich für den 3. Dezember geplant, am Mittwoch soll eine Entscheidung fallen, ob daran festgehalten wird. Beim Bergbahnbetreiber spricht man auf jeden Fall bereits von einem herausfordernden Winter. Die Entscheidung übers Aufsperren hänge von vielen Faktoren ab, nicht nur vom Lockdown, sondern auch von den Beherbergungsbetrieben vor Ort. Eine Unsicherheit sind Reisebestimmungen in Nachbarländern wie Deutschland. Man sei letztlich Passagier in der Corona-Krise, man müsse die Gegebenheiten nehmen, wie sie sind, sagt eine Sprecherin des Betriebs.

Die "Tiroler Tageszeitung" versinnbildlichte die Lockdown-Verwirrung unter den Tiroler Skigebieten anhand zweier Gletscherbahnen: Am Stubaitaler Gletscher in Tirol entschied man sich, den Betrieb am Dienstag wiederaufzunehmen, wenngleich mit eingeschränktem Angebot. Die Söldner Bergbahnen wiederum sperren bis 13. Dezember wieder zu.

Semmering will aufsperren

Am Semmering betrifft der Lockdown – vorausgesetzt, er geht wirklich mit 13. Dezember zu Ende – die Pläne für den Saisonstart nicht. Unweit von Wien will man demnächst mit dem Beschneien beginnen, die Lifte sollen planmäßig ohnehin erst Mitte Dezember aufsperren. Grund sei die Wetter- und Schneelage. Aber auch sonst wolle man auf jeden Fall aufsperren, solange die Regierung das erlaubt. Überhaupt erwarten Brancheninsider, dass Skigebiete in der Nähe von Ballungszentren eher aufsperren werden als solche in Tourismusregionen.

Seilbahnvertreter Hörl spricht gegenüber dem STANDARD von einer schwierigen Situation "zwischen wirtschaftlichem Pessimismus und der gefühlten Verpflichtung, den Menschen das Skifahren zu ermöglichen". Der Lockdown direkt an der Startlinie zum Winter sei für viele ein Schock, die Mitarbeiter seien da, die Lager gefüllt – nur die internationalen Gäste würden fehlen. Aber man wolle nicht "der Buhmann sein, nur weil uns – wie den Eislaufplätzen – das Öffnen ermöglicht wird", sagt Hörl. Es wäre einfacher, einfach zugesperrt zu lassen und finanzielle Hilfen zu beziehen. "Wir haben uns aber schon im vergangenen Winter dazu bekannt, das Angebot so weit wie möglich für unsere einheimischen Gäste aufrechtzuerhalten." (luis, 22.11.2021)