In Schleswig-Holstein in Zukunft wohl öfter zu sehen: der Pinguin, das Linux-Maskottchen.

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Weniger Abhängigkeit von Konzernen, mehr Kontrolle und Sicherheit: Immer wieder wollen öffentliche Verwaltungen den Umstieg von proprietären Lösungen auf Open-Source-Produkte wagen. Nicht immer klappt das allerdings wie gewünscht. In München etwa scheiterte der Umstieg von Windows auf Linux, 2017 wurde die Rückkehr zu Microsoft beschlossen. Offiziell begründet wurde das mit technischen Problemen und mangelnder Akzeptanz der Nutzer, die sich mit dem Umstieg schwertaten.

Der Entscheidung bleibt allerdings ein fahler Beigeschmack, kündigte doch Microsoft 2013 den Umzug seiner deutschen Zentrale nach München an, die man 2016 schließlich bezog. Oberbürgermeister Dieter Reiter musste sich zudem von seinem Vorgänger Christian Ude (beide SPD) scharfe Kritik an der Beendigung des "LiMux"-Projekts gefallen lassen.

Fünf Linux-Distributionen in der Auswahl

In Schleswig-Holstein wird derzeit auch ein Wechsel auf quelloffene Lösungen eingeleitet. Der 2018 angekündigte Umstieg befindet sich laut dem grünen Digitalminister des Bundeslands, Jan Philipp Albrecht, auf einem guten Weg.

Eine Reihe proprietärer Software wird weitestgehend abgelöst, fasst FOSS Force zusammen. Windows soll beispielsweise durch Linux ersetzt werden, Microsoft Office durch LibreOffice und OnlyOffice, die Videkonferenzsoftware Zoom durch Jitsi Meet. Letzteres wurde per Anweisung bereits zum Conferencing-Tool für 90 Prozent aller Stellen gemacht. Welche Linux-Distribution zum Zug kommen soll, steht noch nicht fest, fünf seien jedoch in der engeren Auswahl.

Erster Test gelungen

In der IT-Abteilung testet man LibreOffice seit zwei Jahren und ist zur Überzeugung gelangt, dass es gut funktioniert und alle notwendigen Features vorhanden sind, erklärte Albrecht gegenüber "Heise". Einzig die Schnittstelle zur "E-Akte" musste seitens des Herstellers von deren Software entwickelt werden. Dazu gibt es noch ein paar andere Hürden zu nehmen, ehe ein schrittweiser Rollout auf die gesamte Verwaltung möglich wird. Insgesamt geht es um etwa 25.000 Beamte und Lehrer, die in Zukunft mit dieser und den anderen Open-Source-Lösungen arbeiten sollen.

Die lange Umstiegszeit und die gestaffelte Einführung sind gewollt und sehen auch einen jahrelangen Parallelbetrieb vor, mit dem man auch die Funktionalität der neuen Software demonstrieren und Skepsis abbauen will. Diese Planung erfolgt auch im Hinblick auf die einstigen Schwierigkeiten in München. Damit soll genug Zeit sein, damit sich die Mitarbeiter an die Umstellung gewöhnen. Zudem sollen sie für den Wechsel umfassend unterstützt werden.

Fünf Jahre nimmt man sich noch Zeit für die Migration. Spätestens Ende 2026 soll laut Koalitionsvereinbarung der Umstieg auf quelloffene Software abgeschlossen sein. Darüber hinaus setzt sich Schleswig-Holstein für den Aufbau einer unabhängigen Cloud für die deutsche Verwaltung ein und zeigt sich skeptisch gegenüber Überlegungen der vor der Ablöse stehenden CDU-SPD-Koalition, hier auf Dienste von Microsoft zu setzen. (gpi, 22.11.2021)