Das System kommt mit der Zahl der Ergebnisse seit Tagen nicht zurecht.

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Immer noch läuft das Epidemiologische Meldesystem (EMS) im Notbetrieb. Das zentrale Register, in dem Corona-Testnachweise gespeichert werden, kämpft mit massiven technischen Problemen – weswegen das Gesundheitsministerium Länder und Labore dazu aufgefordert hat, lediglich positive Ergebnisse einzuspeisen.

Negative und Verdachtsfälle müssen daher nun anderweitig dokumentiert werden. Da es so keine zentrale Datenlage gibt, können relevante Kennzahlen, um die Lage der Pandemie einzuschätzen, aktuell nur schleppend berücksichtigt werden. Die Behörden arbeiten derzeit gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft an einer Neukonzeption des EMS.

"Handlungsbedarf seit eineinhalb Jahren"

Doch die kommt etwas spät, wie eine informierte Person, die regelmäßig mit dem System arbeitet, dem STANDARD berichtet: "Dass da seit eineinhalb Jahren Handlungsbedarf besteht, weiß jeder, der mal mit dem Ding gearbeitet hat", kritisiert der Mann, der anonym bleiben möchte. Das System sei immer schon instabil gewesen.

Bei seiner Veröffentlichung 2014 sahen die Behörden vor, mit dem EMS 40.000 Fälle pro Jahr zu verwalten. "Aktuell stehen wir bei elf Millionen pro Jahr", so das Gesundheitsministerium zur Problematik.

Funktioniert das EMS nicht, steht der gesamte Betrieb still: Dem Mitarbeiter zufolge sei vorgekommen, dass das System stundenlang ausgefallen war – was zur Folge hatte, dass die Belegschaft früher heimgehen musste. Die Arbeit musste sie später nachholen. Schließlich mussten die Laborergebnisse trotzdem eingetragen werden.

"Halbherzig"

Überhaupt sei die Technik allerorts "halbherzig gemacht" – ein Beispiel sei auch das elektronische Contact-Tracing, das Ende vergangenen Jahres eingeführt wurde. Personen, die sich infiziert haben, können seitdem via Website Informationen eintragen, um Contact-Tracern die Arbeit zu erleichtern. Die dadurch generierten Daten werden ins EMS übertragen. Das Problem dabei: Die Informationen werden via PDF – mit "teilweise minutenlanger Wartezeit" – generiert. Für Contact-Tracer bedeute das, dass sie diese einzeln händisch übertragen müssen.

Dazu komme, dass nicht gefragt wird, ob man geimpft war – obwohl das im EMS eingetragen werden muss. Auch für die Bearbeitung von Fällen sei die Information relevant. Daher müsse das erst recht "im Telefonat mit der betroffenen Person erfragt und dann händisch ins EMS eingetragen werden", ärgert er sich. Seine Kritik: Eigentlich gute Ideen seien schlicht "nie mehr weiterentwickelt" worden. (Muzayen Al-Youssef, 22.11.2021)