Am Sitz der früheren Meinl Bank werden künftig Family Offices betreut, von einem Wiener Hotelbetreiber.

Foto: Matthias Cremer

Die frühere Meinl Bank, die als Anglo Austrian AABAG nach dem Lizenzentzug Konkurs angemeldet hat, ist "weitestgehend" abgewickelt. Das hält der Masseverwalter der früheren, Julius Meinl V. zuzurechnenden Privatbank in seinem jüngsten Bericht fest. Aufgegeben wurde inzwischen auch der Betriebsstandort, schreibt Georg Freimüller – also die Räumlichkeiten am Bauernmarkt in der Wiener Innenstadt, in denen das Geldhaus für zuletzt rund 40.000 Euro im Monat eingemietet war.

Eingezogen in die holzgetäfelten Büroräumlichkeiten ist ein Wiener Hotelier, der dort, wo bisher diskrete Geldgeschäfte gemacht wurden, eine Art Bürobetrieb für Family Offices einrichten und anbieten wird. Ihm hat der Masseverwalter auch die restliche Geschäftsausstattung, Kunstgegenstände und Antiquitäten verkauft, wie im Bericht von 30. September nachzulesen ist. Kostenpunkt: 150.000 Euro. Laut Schätzgutachten war das Inventar der Bank zwar 211.000 Euro wert, aber: Zum Erlös muss man 120.000 Euro dazuzählen, denn die Konkursmasse hat die ehemaligen Bankräumlichkeiten im Gegenzug drei Monate länger gratis benützen dürfen.

"Kein übliches Kreditportfolio"

Die letzten Arbeiten für die Abwicklung werden nun im Büro des Anwalts und Masseverwalters verrichtet, wo drei Arbeitsplätze eingerichtet wurden: je einer für die beiden Ex-Vorstandsmitglieder und einer für einen langjährigen Mitarbeiter aus dem Rechnungswesen.

Was das Realisieren des Vermögens der früheren Meinl Bank betrifft, dürfte es sich um eine eher schwierige Geschichte handeln. Zu den Bankguthaben von rund 30,4 Millionen Euro kommen noch hohe Kreditforderungen dazu, die das Institut zuletzt in den Büchern hatte. Deren Betreibung schildert der Insolvenzverwalter als "außerordentlich mühevoll und schleppend", weil es sich "um kein übliches Kreditportfolio einer Standardbank" handelt. Zur Erinnerung: Das Institut hatte zum Beispiel viele Kunden in Russland und in der Ukraine und war dort auch im sogenannten Back-to-back-Geschäft recht aktiv.

Von Kuba nichts zu holen

Schwierig gestaltet sich etwa die Realisierung einer Forderung von rund 2,2 Millionen Euro (Buchwert), die die frühere Meinl Bank gegenüber Kuba hat. Käufer dafür finde man angesichts der wirtschaftlichen Lage des Inselstaats derzeit nicht – obwohl es sich beim Schuldner um die dortige Notenbank handelt, wie sich aus dem Bericht erhellt. Forderungen gegen Kuba würden mit vier Cent je US-Dollar gehandelt (September 2021), Betreibungsschritte gegen die kubanische Notenbank seien nicht zielführend.

Das Gleiche gilt für eine andere Forderung gegen Kuba, die mit 2,4 Millionen Euro in den Büchern steht und die der Bank und ihren Konsortialpartnern in einem Schiedsverfahren zugesprochen wurde. Exekutieren lässt sich das laut Masseverwalterbericht aber auch nicht. Dazu komme noch, dass auch die Konsortialpartner mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hätten. Sie können offenbar nicht einmal ihren Teil der Kosten fürs Schiedsverfahren bezahlen.

Hürdenlauf in der Ukraine

Ob Zwangsversteigerungen von Immobilien eines persönlich haftenden ukrainischen Geschäftsmannes, ob eine Abschlagszahlung, die ein dortiger Geschäftsmann tätigen wollte, um eine Forderung zu begleichen: alles ein Hürdenlauf. Selbiger Geschäftsmann hatte sich bereiterklärt, rasch rund eine Million zu überweisen, Gläubigerausschuss und Gericht stimmten zu. Geklappt hat es mit der Überweisung der Abschlagszahlung trotzdem nicht rechtzeitig, wie man im Bericht lesen kann. Denn: "Der Geschäftsmann scheiterte an der Hürde der Eröffnung eines Kontos."

1,2 Millionen Euro wären auch von einer Meinl-Gesellschaft zu holen, diese Forderung wird aber erst im August 2022 fällig. Ob sie bedient werden kann? Das hänge davon ab, ob die Gesellschaft ihre Beteiligung am Flughafen Parma verkaufen kann. Verhandelt wurde diesbezüglich schon, aber die Rahmenbedingungen sind laut Masseverwalter schlecht: Der Flughafen Parma habe 2020 Covid-bedingt einen hohen Verlust gemacht. (Renate Graber, 23.11.2021)