Allein in den vergangenen sieben Tagen erhöhte sich die Zahl der belegten Covid-Intensivbetten in Österreich um 121. Aktuell liegen 562 Covid-Erkrankte auf einer Intensivstation.

Foto: APA / Barbara Gindl

Wäre es nach dem ursprünglichen Stufenplan der türkis-grünen Bundesregierung gegangen, würde in Österreich immer noch die 2G-Regel für Gastronomie und Veranstaltungen ab 25 Personen gelten. Das war bei einer Intensivbettenbelegung zwischen 500 und 600 Covid-Fällen vorgesehen. Am Montag waren 562 Covid-Intensivbetten belegt.

Die Rekorde bei den Neuinfektionszahlen sowie die dynamische Entwicklung in den Spitälern haben den Regierungsplan aber völlig über den Haufen geworfen. Die Realität ist nun ein mehrwöchiger Komplettlockdown.

Alleine in den vergangenen sieben Tagen erhöhte sich die Zahl der belegten Covid-Intensivbetten um 121. Das ist österreichweit ein Zuwachs von knapp 25 Prozent in nur einer Woche. Und das trotz vorhergehender 2G-Regel sowie eines Lockdowns für Ungeimpfte in der vergangenen Woche. Dass sich die Lage weiterhin verschärfen wird, davon gehen Expertinnen und Experten einhellig aus: Denn die Auswirkungen der massiven Ausgangsbeschränkungen werden sich erst in einigen Tagen oder Wochen auf den Intensivstationen zeigen.

Auch im Normalbettenbereich ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen: 2.492 Covid-Fälle lagen am Montag auf einem Normalbett, vor einer Woche waren es 478 weniger. Insgesamt wurde die Marke von 3.000 Covid-Patientinnen und -Patienten in Spitälern übertroffen (siehe Grafik). Vor genau einem Jahr waren – noch ohne Impfung – rund 4.000 Covid-Normalbetten belegt. Insgesamt befanden sich zum Höhepunkt 4.629 Covid-Fälle auf Normal- und Intensivstationen.

Grafik: APA

Immer mehr OP-Absagen

Dramatisch ist die Lage in einigen Bundesländern. In Oberösterreich wurden 123 Covid-Intensivbetten benötigt. 98 Personen waren ungeimpft, das sind 80 Prozent. Um die Kapazitäten zu erhöhen, wurden Not-Intensivbetten etwa auf Überwachungsstationen geschaffen. Damit erhöhte sich die Aufnahmefähigkeit von regulär 250 auf aktuell 274 Intensivbetten. "Die Aufstockung geht aber gänzlich zulasten des Non-Covid-Bereichs", sagt Jutta Oberweger von der Oberösterreichischen Gesundheitsholding. Der OP-Betrieb wurde bereits um ein Drittel reduziert, diese Woche wird es noch mehr Absagen von nicht lebensnotwendigen Eingriffen geben.

Die Corona-Wellen vom Herbst 2020 und Herbst 2021 im Vergleich.
Grafik: APA

Noch nie so viele Covid-Intensivfälle in Salzburg und Kärnten

In Salzburg liegen 38 Corona-Patienten auf der Intensivstation – so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Eine Verlegung von Intensivpatienten in andere Bundesländer war bisher nicht notwendig. Aber es gebe laufend Verlegungen innerhalb Salzburgs, heißt es vom Uniklinikum. Wegen der hohen Anzahl an Corona-Intensivpatienten müssen auch viele Operationen verschoben werden. "Es gibt in den Salzburger Landeskliniken die Weisung, generell alle elektiven Aufnahmen einzustellen", heißt es auf Anfrage. Ausgenommen seien Bereiche, die keine Kapazitäten in der Notversorgung binden, wie Augen-OPs oder tagesklinische Eingriffe.

Auch in Kärnten gibt es mit 43 Corona-Intensivfällen einen Rekord. Mehr elektive Operationen müssen verschoben werden. Seit Montag ist – nach Oberösterreich und Wien (113) – auch in Niederösterreich die Covid-Intensivbelegung dreistellig: 103 Schwererkrankte benötigten ein Intensivbett. (David Krutzler, Stefanie Ruep, 22.11.2021)