Serge Gnabry und Joshua Kimmich können derzeit die Füße hochlagern, ihrem Impfstatus sei es gedankt.

Foto: imago images/Sven Simon

Auf Bayern München ist Verlass. Da steht ein Spiel an, dessen Bedeutung aber so etwas von enden wollend ist, und dann schafft es der deutsche Fußball-Rekordmeister doch, im Gespräch und in den Schlagzeilen zu bleiben. Vor dem heutigen Gastspiel bei Dynamo Kiew stehen die Bayern längst als Achtelfinalist der Champions League fest, ein Remis würde ihnen vorzeitig den Gruppensieg bringen. Doch alle reden nur darüber, dass dem Verein etliche Starspieler fehlen, weil sie ungeimpft sind und sich deshalb in Quarantäne begeben mussten.

Joshua Kimmich, Serge Gnabry, Jamal Musiala, Eric Maxim Choupo-Moting und Michael Cuisance fallen aus, weil sie mit einem positiv Getesteten in Kontakt waren. Geimpft wäre das kein Problem, da dürften sie sehr wohl trainieren, reisen und kicken. Doch nun hat sich bestätigt, dass Kimmich längst nicht der einzige Bayern-Kicker ist, der sich bis dato der Corona-Impfung verweigert hat.

Der FC Hollywood, wie Bayern oft genannt wird, wäre nicht der FC Hollywood, würde in München nicht ein Film nach dem anderen gedreht. Wie die "Bild am Sonntag" berichtete, haben Bayern Münchens Bosse nun genug vom andauernden Corona-Wirbel – jetzt sollen Gehaltskürzungen folgen. Die Ansage der Führung um Vorstandschef Oliver Kahn: Alle Spieler, die wegen einer fehlenden Corona-Impfung in Quarantäne müssen, sollen in dieser Zeit nicht mehr bezahlt werden. Kahn hatte Kimmich zuletzt schon empfohlen, sich impfen zu lassen, auch Sportvorstand Hasan Salihamidzic sieht die Impfung als "einzigen Weg aus der Pandemie".

Vor Tagen schon soll den ungeimpften Spielern mitgeteilt worden sein, dass ihr Gehalt aus der vergangenen Quarantäne-Woche rückwirkend abgezogen wird. Für Kimmich wären das bei einem geschätzten Jahreseinkommen von etwa 20 Millionen Euro bereits rund 768.000 Euro Verlust. "Das wird ihm natürlich nicht gefallen", sagte der frühere Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bei Sky90.

Ein Team, zwei Meinungen

Ähnliche Einbußen müssen jetzt Gnabry, Musiala, Choupo-Moting und Cuisance hinnehmen. Die Spieler sollen "sehr überrascht" von der Maßnahme gewesen sein. Im Rest der Mannschaft dürfte der Schritt des Klubs jedoch auf Zustimmung stoßen. Wohl auch bei Trainer Julian Nagelsmann, den das Thema spürbar nervt. "Ich glaube nicht, dass die Mannschaft an der Situation zerbricht", sagte der Coach. Er wirkte vor dem Trip nach Kiew aber teils dünnhäutig. "Die Störgeräusche gehören ein Stück weit zum FC Bayern dazu." Doch er gab zu, er hätte "mehr Spaß, wenn alles ruhig ist und in die richtige Richtung läuft". Das Gerede sei zwar normal, aber "nicht der gesündeste Teil des Business".

Immerhin hat Nagelsmann seinen Humor nicht verloren. Angesichts der Tatsache, dass neben den Ungeimpften auch Niklas Süle und Josip Stanisic (beide positiv), Dayot Upamecano (Gelbsperre) und die angeschlagenen Kingsley Coman und Marcel Sabitzer auszufallen drohen, sagte der Coach: "Wenn man eine Erzieherin fragen würde, ist ein Betreuungsschlüssel von 1:15 besser als 1:22." Dieser Satz ist immerhin nur insofern würdelos, als Pädagoginnen sich eher ungern als Erzieherinnen bezeichnen lassen. Würdevoller klang da schon: "Es ist nicht so, das wir mit irgendeiner Thekentruppe anreisen."

Innerhalb der Mannschaft, sagte Leroy Sane, "redet man kurz ein bisschen darüber". Der Teamstürmer ist Testimonial der Impfkampagne in Bayern und "einer, der dafür steht". Sane würde sich wünschen, dass Kimmich und die anderen Isolierten "auf dem Platz helfen können. Wir wollen sie gerne dabeihaben. Das steht außer Frage."

In Bremen steht außer Frage, dass 2021 ein Jahr zum Vergessen ist. Abstieg, Fehlstart in der zweiten Liga und nun noch der Corona-Skandal um den mittlerweile zurückgetretenen Trainer Markus Anfang. Der Kölner, als Spieler zu Jahrtausendbeginn mit dem FC Tirol dreimal österreichischer Meister, war mit einem offensichtlich gefälschten Impfpass ertappt und angezeigt worden. (sid, red, 22.11.2021)