Die 18 TB große Datei enthält keine "gestohlenen" NFTs.

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Non-Fungible Tokens, kurz NFTs, liegen derzeit im Trend. Die "digitalen Unikate", also Inhalte, die mit einem eindeutigen Besitznachweis verbunden sind, der sich über eine Blockchain nachverfolgen lässt, bieten einiges Potenzial für die Vermarktung von Kunst, Sammlerwaren und anderen Inhalten im Internet.

Das Konzept stößt aber auch auf Kritik, zumal etwa NFT-Bilder immer noch ganz normal kopiert werden können. Der Wert hänge dann also viel mehr am Besitznachweis denn am Bild selbst, so das Argument. Als der Australier Geoff Huntley kürzlich die Gründung der "NFT Bay" ausrief, eine Webseite in "The Pirate Bay"-Optík, auf der er nach eigenen Angaben alle NFTs auf der Ethereum- und Solana-Blockchain zugänglich gemacht hatte, sahen sie sich in ihrer Ablehnung bestätigt.

Viel Aufwand für nichts

Nun stellt sich allerdings heraus, dass Huntley gar keine NFTs "gestohlen" hat. Die NFT-Plattformentwickler von Club NFT haben sich den Aufwand gemacht, die rund 18 Terabyte schwere Datei von Huntley zu überprüfen. Dazu buchten sie eine 40-TB-Instanz bei Amazons Clouddienst AWS mit ausreichend Speicherplatz und luden sie herunter.

Der Inhalt: gar nichts. Huntley hat für einen Pressestunt geflunkert und gleichzeitig eine kleine Liste von Berichten über sein Projekt angelegt. Viele Medien, die über NFT Bay schrieben, verwiesen in ihrer Berichterstattung darauf, dass die Angaben alleine auf Huntley zurückgehen oder nicht geprüft werden konnten. Die Schwierigkeit einer solchen Prüfung merkt man auch bei Club NFT an. Der Download einer solch großen Datei setzt nicht nur die entsprechende riesige Menge an Speicherplatz mit passendem Dateisystem voraus, sondern auch zumindest mehrere Tage an Zeit und eine wirklich schnelle Internetanbindung.

Bei Club NFT findet man für den gebuchten Platz anschließend weitere Verwendung als Speicher für eigene Zwecke. Die Kosten dafür werden sich voraussichtlich im Rahmen von 10.000 bis 20.000 Dollar über den nächsten Monat bewegen.

NFT-Probleme

Man hatte allerdings gehofft, dass es sich um einen echten Leak gehandelt hatte. Denn die Inhalte vieler NFTS werden über das Peer-to-Peer-Dateisystem IPFS (Interplanetary Filesystem) gespeichert. Doch sollten sie von dort aus irgendeinem Grund verschwinden, wäre zumindest für die NFTs auf der Solana- und Ethereum-Blockchain eine Art Backup verfügbar.

Dieses würde allerdings auch nicht alle Probleme lösen, da das erneute Hochladen eines NFTS ins IFPS sehr kompliziert werden könnte, wenn der Inhalt unter der ursprünglichen Adresse wieder auffindbar sein soll. Es müssten neben der Originaldatei wohl die exakt gleichen Einstellungen und wohl auch dieselbe Version der IFPS-Software genutzt werden, wie beim erstmaligen Upload.

Club NFT dankt Huntley für das Aufzeigen dieser Schwierigkeit und nutzt die Gelegenheit für Eigenwerbung. Derzeit, so das Unternehmen, arbeite man an einer Lösung, mit der Sammler ihre digitalen Unikate in Zukunft einfach sichern können sollen. (gpi, 22.11.2021)