Bei der Pressekonferenz vor dem Gewaltschutzgipfel mit Frauenministerin Susanne Raab, Gewaltschutzzentren-Vorsitzender Marina Sorgo und Innenminister Karl Nehammer (von links nach rechts) standen die falschen Botschaften im Vordergrund.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Frauen, Medien, Gewaltschutzeinrichtungen: Sie sollten doch, sie müssten doch. Von Gewalt Betroffene müssen sich an die Polizei wenden, sagte Innenminister Karl Nehammer einmal mehr beim Gewaltschutzgipfel am Dienstag, zu dem er mit Frauenministerin Susanne Raab (beide ÖVP) geladen hatte. Das stimmt. Doch viel wichtiger wäre, dafür zu sorgen, dass sich jede Frau getraut, die Polizei zu rufen, wenn sie sich bedroht fühlt. Wenn das nicht der Fall ist, muss das der Innenminister als sein Problem verstehen. Die Bringschuld liegt nicht bei den Opfern.

Gewaltschutzzentren-Vorsitzende Marina Sorgo meinte sogar, die Medien und manche Gewaltschutzeinrichtungen vermittelten ein falsches Bild, wenn sie ständig über fehlende Ressourcen berichten. Betroffene könnten so glauben, sie bekämen keine Hilfe. Es sind also andere, die es nicht richtig machen, während Frauenministerin Raab nur Altbekanntes präsentierte. Und das, obwohl vorab neue Informationen angekündigt worden waren.

Täter bei Frauenmorden sind vorwiegend Männer, fast immer gibt es ein Naheverhältnis zwischen Opfer und Täter, fast immer werde Gewalt gegen Frauen im familiären Umfeld verübt, zählte Raab auf. Das wissen wir seit Jahrzehnten, das ist alles andere als neu. Dabei gäbe es viele offene Fragen. Zum Beispiel, warum allein in den vergangenen zehn Tagen drei Frauen sterben mussten. (Beate Hausbichler, 23.11.2021)