Wie viele Kinder im Lockdown den Kindergarten besuchen, variiert stark je nach Standort.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Wien – Im aktuellen Lockdown dürfte gut die Hälfte der Kinder in den Kindergarten gehen, zeigt ein APA-Rundruf in den Bundesländern, bei Städten und Trägern. Manche Häuser in Wien, Niederösterreich, Tirol und der Steiermark seien allerdings voll, berichtet Natascha Taslimi vom Netzwerk Elementare Bildung (Nebö). "Dort merkt man nicht, dass Lockdown ist."

Die Kindergärten sind wie die Schulen im Lockdown grundsätzlich offen, allerdings wurde – wie schon in früheren Lockdowns – die Besuchspflicht für Kinder im letzten Kindergartenjahr aufgehoben. Außerdem wurden die Eltern dazu aufgerufen, ihre Kinder während dieser Zeit nach Möglichkeit selbst zu betreuen.

Diesem Aufruf dürften mehr Eltern gefolgt sein als während des dritten Lockdowns (26. Dezember 2020 bis 7. Februar 2021), der nur wenige Wochen nach dem Ende von Lockdown Nummer zwei erfolgt war. Damals hatten laut einem Rundruf zwei Drittel der Kinder die Einrichtungen besucht.

Standortabhängig

In Oberösterreich mit seinen besonders hohen Infektionszahlen sind diesmal am Montag laut der Caritas, einem der großen Kindergartenbetreiber im Land, rund die Hälfte der Kinder in die Einrichtungen gekommen. Allerdings sei die Lage je nach Standort sehr unterschiedlich. Aufgrund des Infektionsgeschehens gebe es Einrichtungen mit nur ganz wenigen Kindern im echten Notbetrieb, in anderen seien bis zu 100 Prozent der Kinder anwesend. In den städtischen Kindergärten in Linz waren am Montag zwischen 50 Prozent (Kindergarten) und 62 Prozent (Krabbelstuben) da.

In Niederösterreich haben am Dienstag trotz Lockdowns 60,5 Prozent der angemeldeten Kinder die Betreuungseinrichtungen besucht. Auf Bezirksebene gab es bei den Standorten kaum Schwankungen, hieß es aus dem Büro von Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP).

Ähnliche Werte im Burgenland

Die burgenländischen Kinderbetreuungseinrichtungen wurden am Montag von 47 Prozent der angemeldeten Kinder besucht. Der Anteil war im Bezirk Jennersdorf am höchsten (56 Prozent) und im Bezirk Neusiedl am See am niedrigsten (44 Prozent). In Eisenstadt und der Freistadt Rust waren es 45 Prozent, im Bezirk Güssing 47 Prozent, im Bezirk Oberpullendorf 48 Prozent und im Bezirk Oberwart 49 Prozent. Genau die Hälfte der Kinder befand sich im Bezirk Eisenstadt Umgebung in Betreuung, im Bezirk Mattersburg waren es 52 Prozent.

In Graz lag die Quote laut dem Büro von Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) bei 50 Prozent, bei den Kinderkrippen "etwas höher in Richtung 60 Prozent". Überregional sei dagegen im Vergleich zu den vergangenen Wochen "kaum ein Unterschied zu merken" gewesen, hieß es aus dem Büro von Bildungslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP). Es sei aber bei vielen Kindergärten erst am Montag der Elternbrief mit nach Hause geschickt worden, wo man den Vätern und Müttern den Besuch freistellt.

In Kärnten waren landesweite Zahlen über die Präsenz in den Kindergärten am Dienstag nicht verfügbar. In Klagenfurt waren jedenfalls 55 Prozent der Kinder in den Betreuungseinrichtungen, in Villach 56 Prozent. In mehreren Landgemeinden schwankte die Belegung zwischen knapp der Hälfte und zwei Dritteln.

Wien rechnet mit deutlich mehr als 50 Prozent Anwesenheit

In Tirol liegt die Betreuungsquote in den Kindergärten laut einem ersten Überblick aus dem Büro von Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) über 35 Prozent, das sei etwas niedriger als im letzten Lockdown. Wegen der kurzfristigen Ankündigung hätten jedoch am Montag noch nicht alle Einrichtungen zurückgemeldet.

Noch keine genauen Zahlen gibt es vorerst aus Wien, es wird allerdings mit einer Besuchsquote von deutlich über 50 Prozent gerechnet. Keine Zahlen waren am Dienstag aus Salzburg verfügbar, dort sollen erst Donnerstagfrüh valide Daten vorliegen. Auch aus Vorarlberg wurden vorerst keine Zahlen gemeldet.

Kritik der Gewerkschaften

Kritik an der Kommunikation zu den neuen Regelungen für Kindergärten gab es zuletzt von den Gewerkschaften: Die Verantwortung werde den Eltern aufgehalst, das Personal in der Elementarpädagogik könne überhaupt nicht abschätzen, wie viele Kinder tatsächlich kommen, kritisierte ÖGB-Vizepräsidentin Korinna Schumann.

Bei Betreuungsbedarf könnten Eltern ihre Kinder auf jeden Fall in die Einrichtungen bringen, betonte die Daseinsgewerkschaft Younion. Gleichzeitig wäre es aber "eine große Unterstützung, wenn Kinder zu Hause bleiben könnten", um zu einem möglichst schnellen Abflachen der vierten Corona-Welle beizutragen. Immerhin seien die derzeitigen "Treiber" in den jüngeren Altersgruppen zu finden.

Die Gewerkschaft GPA fordert außerdem flächendeckende Tests auch für Kindergärten, die von den Eltern daheim durchgeführt werden sollten, um Infektionen trotz der meist asymptomatischen Verläufe bei Kindern möglichst schnell zu entdecken. (APA, 23.11.2021)