Der 56-Jährige ist der Darling der antieuropäischen, extrem rechtsnationalistischen Kroaten.

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Sein Ton wurde während der Pandemie schärfer, von Maßnahmen hält er wenig. Wer Ausgangssperren einführen will, solle in einen Polizeiwagen gesetzt werden, sagte der kroatische Präsident Zoran Milanović im Vorjahr. In der Lombardei seien nur deshalb so viele Leute gestorben, weil sie "alle ins Spital gebracht haben, die husteten", so der Staatschef zynisch. Der österreichische Lockdown für Ungeimpfte erinnere ihn an "Methoden der 1930er-Jahre" und sei "Unsinn", sagte Milanović nun.

Der 56-Jährige stellt sich mit seinen Wortmeldungen bisweilen auf die Seite der rechtspopulistischen Regierungen in Ungarn und Polen. So meinte er etwa, die strengen Pandemiemaßnahmen stammten von den "Brüsseler Idioten". Kürzlich pampte er die niederländische Regierung wegen der Demos in Rotterdam an: "Ihre Leute haben rebelliert. Nicht die Einwanderer, sondern die blonden, blauäugigen Niederländer. Denken Sie darüber nach, meine Herren!"

Gesinnung offenbart

Der Ex-Premier (2011–2016) trat zur Präsidentschaftswahl 2019 als Sozialdemokrat an, nun ist er aber der Darling der antieuropäischen, extrem rechtsnationalistischen Kroaten. Doch sein Versuch, die auf EU-Recht basierende Auslieferung im Fall eines Geheimdienstlers und Mörders zu verhindern, offenbarte bereits 2013 seine Gesinnung. Heute agiert er zunehmend impulsiv, doch in Kroatien wagen nur ein paar Intellektuelle den Widerspruch.

Dabei richtet der verheiratete Vater zweier Söhne, der in Zagreb Jus studiert hat, außenpolitisch mittlerweile echten Schaden an, vor allem im Nachbarland Bosnien-Herzegowina, dessen Souveränität er angreift. Im Stil eines Kolonialherrschers schlug er jüngst vor, dass er mit den Präsidenten Serbiens und der Türkei über das Schicksal der Bosnier entscheiden solle. Er unterstützt den Separatisten Milorad Dodik und spielt damit Wladimir Putins Russland in die Hände.

Manche Pöbeleien aus der Präsidentenresidenz sind auch unterhaltsam. Als im vorigen Sommer publik wurde, dass er während des Lockdowns einen Club in Zagreb besucht hatte, und Journalisten nachfragten, was es dort so Besonderes gebe, machte Milanović sich über deren Neugier lustig: "Dort gibt es ein Einhorn und drei Reptilien!" Und nach einem öffentlich ausgetragenen Verbalfight mit Regierungschef Andrej Plenković, der ihm indirekt Tollwütigkeit attestiert hatte, nannte er diesen einen "heldenhaften Hasen". (Adelheid Wölfl, 23.11.2021)