Dort, wo es kein Licht gibt, müssen Lebewesen alternative Energiegewinnung betreiben. Statt der Fotosynthese, mit der beispielsweise Pflanzen Licht verarbeiten, ist Chemosynthese angesagt. Das funktioniert auch an extremen Orten in der Tiefsee, wo es gleichzeitig finster und heiß ist.
Forschende aus Mexiko und den USA spürten nun im Golf von Kalifornien neue hydrothermale Quellen auf, wo genau dies passiert – und wo sich wohl auch bisher unbekannte Tierarten befinden. Mit einem Tauchroboter machte das Forschungsteam Aufnahmen des Meeresbodens und dokumentierte dabei unter anderem schillernde blaue Schuppenwürmer (Peinapolynoe orphanae), die dort leben, wie das Schmidt Ocean Institute mitteilte.
Ungewöhnliche Anemonen
Die hydrothermalen Quellen stoßen bis zu 287 Grad heiße Flüssigkeit aus. Während in anderen Regionen die ausgestoßenen Flüssigkeiten oft dunkel sind und die Quellen deshalb Schwarze Raucher genannt werden, sind sie im Golf von Kalifornien transparent, berichtet die Forschungsgruppe. Hier finden sich unter anderem Anemonen, die sich von anderen Tiefseeanemonen unterscheiden: Sie beherbergen in ihren Tentakeln Organismen, die Schwefelverbindungen oxidieren und mithilfe derer sie Energie gewinnen.
Die Gruppe entnahm Proben, um die chemische Zusammensetzung der Flüssigkeit zu analysieren. Außerdem will sie herausfinden, ob die hydrothermalen Quellen miteinander verbunden sind oder sich unabhängig voneinander aus einzelnen Rissen in der Erdkruste speisen. Auf der Expedition mit dem Forschungsschiff "Falkor" entdeckten die Wissenschafterinnen und Wissenschafter mindestens sechs Arten, die bisher wohl unbekannt waren, darunter Vielborster, Pfeilwürmer, Krebse und Weichtiere.
In den vergangenen drei Jahren erforschten die Gruppe fast 20.000 Quadratkilometer des Golfs von Kalifornien. Das entspreche rund einem Achtel der gesamten Fläche. "Die Untersuchung der relativ schnellen Geschwindigkeit, mit der sich der Golf von Kalifornien bildet, erweitert unser Wissen darüber, wie sich die Kontinentalränder formen – also die Orte, an denen heute die meisten Menschen leben", sagte Ronald Spelz-Madero von der Unabhängigen Universität von Baja California. (red, APA, 24.11.2021)