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Sollte aus dem Date nichts werden, ist man zumindest aus der Komfortzone gekommen.
Illustration: Sion Ap Tomos

Pro
von Selina Thaler

Zugegeben, ich bin eine denkbar schlechte Kandidatin, um Ihnen etwas von Blind Dates zu erzählen. Denn: Ich hatte noch nie eines. Ich wurde auch noch nie mit Mister Unbekannt verkuppelt. Und ich bin vom Datingmarkt so lange weg wie manche Singles von einer Partnerschaft. Das kann sich natürlich ändern – auch wenn ich das nicht hoffe. Gerade jenen, die lange vergeben waren und wieder auf der Suche sind, wird zum Blind Date geraten.

Auch wenn es in Tinder-Zeiten nach altmodischer Kuppelei klingt und die Alarmglocken ob potenzieller Creeps schrillen: Man begegnet einander ohne große Erwartungen und Vorurteile, entkommt alten Mustern, wenn man weder Name, Aussehen oder Vorlieben kennt. Vorab auf Social Media stalken? Fehlanzeige. Dafür kann man oft auf die Intuition der kuppelnden Freunde vertrauen. Sie wissen, was man mag, wieso die vorige Beziehung zerbrochen ist.

Sollte aus dem Date nichts werden, ist man zumindest aus der Komfortzone und hat in der sonst so anonymen Großstadt Zeit mit jemandem verbracht, der oder dem man sonst nie begegnet wäre.

Kontra
von Maximilian Leschanz

Wer heutzutage keine Lust auf "klassisches Kennenlernen" hat, findet ein üppiges Angebot an Datingalternativen. Die Möglichkeiten, vorab so viel wie möglich über potenzielle Datingpartner herauszufinden, sind umfangreicher denn je. Wieso diese Chance also verschmähen? Freilich kann einiges am modernen Smartphone-Dating kritisiert werden.

Die Tatsache, dass die Wahrscheinlichkeit, jemandem am Freitagabend gegenüberzusitzen, der so gar nicht ins eigene Beuteschema passt, so gering wie noch nie sein kann, ist allerdings eine positive Entwicklung. So verschwenden Sie auf der Suche nach Liebe immerhin keine Zeit mit Rohrkrepierern.

Die Aufregung über eine spannende Erfahrung wird beim Blind Date schnell getrübt, wenn sich herausstellen sollte, dass man so gar nicht kompatibel ist. Etwaige Zweifel können vorab nicht aus dem Weg geräumt werden.

Was bleibt, ist ein aufgezwungener Abend samt seichter Gespräche und dem Wunsch, aufzustehen, um auf der Couch am Smartphone nach passenderer Abendbegleitung zu suchen. (RONDO exklusiv, 4.1.2022)