Sarah Jessica Parker, Cynthia Nixon und Kristin Davis alias Carry, Miranda und Charlotte stolzieren wieder durch Manhattan. Das Sequel der Kultserie Sex and the City mit dem Titel And Just Like That begleitet die Freundinnen erneut durch ihr (Liebes-)Leben im Big Apple.

Allerdings sind zwei Jahrzehnte vergangen – und der Zeitsprung ist sichtbar: Zumindest Carry und Miranda sind deutlich ergraut. An sich keine große Überraschung – alle Hauptdarstellerinnen sind Mitte fünfzig.

Die negativen Rückmeldungen dazu ließen dennoch nicht lange auf sich warten: In sozialen Medien wurden die Bilder des Casts schnell mit Aufnahmen der Golden Girls gegenübergestellt – der ebenfalls kultigen Serie über eine Gruppe rüstiger Rentnerinnen. Das Urteil lautete: Diese Frauen sind nicht mehr sexy – sie sind alt!

Cynthia Nixon und Sarah Jessica Parker in "And Just Like That".
Foto: imago images/ZUMA Wire / Bianca Otero

Ansatz als Ansage

Die Debatte um ihre grauen Haare sieht Parker in einem Interview mit der Vogue als symptomatisch: Sie kritisiert, dass Frauen in Serien allzu oft entweder als unter 35-Jährige oder als Rentnerinnen porträtiert würden. Eine Serie über Mittfünfzigerinnen, die trotzdem noch Sex haben, sei "revolutionär".

Auch ihre Kollegin Andie McDowell assoziiert mit ihrer grauen Mähne mehr als eine Zeitersparnis beim Friseur. Stets etwas zu überdecken fände sie auf Dauer anstrengend – zu ihrer natürlichen Haarfarbe zu stehen empfinde sie dagegen als "badass", also mutig und knallhart, sagte sie in einem Interview.

Gray hair, don't care!

Der Druck, das Grau im Ansatz zu bekämpfen, lastet auf Frauen stärker als auf Männern. Das zeigt etwa eine Studie aus dem Jahr 2017. 73 Prozent der Österreicherinnen gaben an, sich zumindest gelegentlich die Haare zu färben. Am häufigsten griffen Frauen zwischen 40 und 48 zur Farbpackung – also in der Zeit, in der statistisch gesehen die meisten Menschen beginnen, erkennbar graue Haare zu bekommen. Von den befragten Männern bekannten sich dagegen nur zehn Prozent zur Farbe.

Dass immer mehr Frauen sich an diesem Ungleichgewicht stören, zeigt sich nicht nur bei Promis wie Parker und McDowell. Auch in sozialen Medien zeichnet sich der Trend ab, dass Frauen ihre grauen Haare nicht mehr überfärben oder gar nicht erst damit anfangen wollen. Dass Hashtags wie #GrayHairDontCare trenden, hat mitunter damit zu tun, dass die ältesten der "Digital Natives", also Menschen jener Generation, die mit dem Internet aufgewachsen ist, langsam graue Strähnen bekommen.

Auf Instagram und Co tauschen Nutzerinnen auch Erfahrungen und Tipps aus, wie sie mit der Veränderung ihrer Haarfarbe umgehen. Dabei zählt etwa das sogenannte "Grey Blending" zu den neuesten Trends. Wer nicht radikal aufhören möchte zu färben oder sich erst langsam an die neue Naturfarbe gewöhnen möchte, kombiniert Strähnchen oder färbt nur die obere Haarpartie.

Wen der Übergang stört, der kann zu Kappen, Mützen oder wie Sarah Jessica Parker zu extravaganten Hüten greifen. Also, nicht über den Ansatz ärgern – es ist ein Silberstreif! (Antonia Rauth, RONDO exklusiv, 18.1.2022)