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Benzema wurde verurteilt, geht aber in Berufung.

Foto: REUTERS/Fuentes

Ein Gericht in Versailles hat Karim Benzema, den Stürmerstar von Real Madrid, in seiner Abwesenheit zu einer bedingten Haftstrafe von einem Jahr verurteilt. Außerdem muss der 33-Jährige eine Strafe von 75.000 Euro zahlen. Sein Anwalt kündigte umgehend an, in Berufung zu gehen.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Benzema im Jahr 2014 bei der Erpressung seines Spielerkollegen Mathieu Valbuena mitgeholfen habe. Fünf Bekannte benützten zu diesem Zweck ein Sexvideo, das Valbuena in einer verfänglichen Situation zeigen soll. Nachdem dieser Telefonanrufe wegen des Sextapes erhalten hatte, nahm auch Benzema seinen Freund – der große Stück auf ihn hielt – beiseite. Er riet ihm zu einem Treffen mit dem Anrufer, auch wenn er dabei nie über Geld sprach.

Darstellungen

Das Gericht verurteilte neben Benzema vier Angeklagte zu Haftstrafen von 18 Monaten auf Bewährung bis zu zweieinhalb Jahren unbedingt. Das Urteil stellt keine Überraschung dar. Die Staatsanwaltschaft hatte für Benzema zehn Monate auf Bewährung plus einer Geldstrafe verlangt. Das Hauptargument der Verteidigung, die Polizei habe den Verdächtigen eine "unredliche" Falle gestellt, war vom französischen Kassationshof schon 2019 formell zurückgewiesen worden.

Benzema versuchte sich ferner als Opfer einer parteiischen Justiz darzustellen. In einem Interview behauptete der Sohn algerischer Eltern, er werde von dem "rassistischen Teil Frankreichs" verfolgt. Deshalb sei er schon in die Affäre um die Prostituierte Zahia verwickelt und monatelang durch den Dreck gezogen worden – bevor der Freispruch erfolgte. Die Sextape-Affäre wirkte sich indessen schon auf Benzemas sportliche Karriere aus. Nationaltrainer Didier Deschamps verzichtete zuerst darauf, den Real-Star und Valbuena – der heute beim griechischen Klub Olympiakos Piräus unter Vertrag ist – in die französische Auswahl zu berufen.

Zurück

Seit einigen Monaten spielt Benzema erneut für die französische Nationalelf; mit etlichen sehenswerten Toren hat er sich einen Stammplatz neben Kylian Mbappé gesichert. Daran dürfte auch die Verurteilung von Mittwoch wenig ändern. Auf eine entsprechende Frage hatte Deschamps zwar ausweichend geantwortet, seine Personalentscheidungen seien rein sportlich bedingt. Der Vorsitzende des französischen Fußballverbands, Noël Le Graët, erklärte aber in der Zeitung "Le Parisien", Benzema werde auch nach einer Verurteilung "nicht ausgeschlossen". Real scheint seinerseits nicht erpicht auf Sanktionen, zumal sich Ex-Trainer Zindedine Zidane hinter Benzema gestellt hatte.

Dafür sinken wohl Benzemas Chancen, den diesjährigen Ballon d’Or zu ergattern. Als Favorit wird Robert Lewandowski von Bayern München gehandelt. Die Entscheidung wird am kommenden Montag bei einer Zeremonie in Paris verkündet. Zur Verkündung des Gerichtsurteils war Benzema am Mittwoch nicht angereist. Er flog nach Moldau, wo Real in der Champions League auf Sheriff Tiraspol traf. Es ist wie verhext: Schon die dreitägige Gerichtsverhandlung hatte er wegen eines wichtigen Spieltermins verpasst. (Stefan Brändle, 24.11.2021)