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Eine Aufnahme von der Gay Pride im November in Santiago de Chile. Die Stadt landet zwar im "Liberal City Index" nur auf Platz 24 , habe sich aber hinsichtlich sexueller Freizügigkeit sehr positiv entwickelt.

Foto: AP/Esteban Felix

"Liberal City Index" nennt sich das Ranking des Onlinemagazins "Lust", das Aufschluss darüber geben soll, wie sexuell offen internationale Großstädte sind. Auch die Sichtbarkeit von LGBTQI-Personen spielt in der Studie eine Rolle. So werden beispielsweise die Anzahl von queeren und queerfreundlichen Bars und LGBTQI-Events in Städten weltweit ausgewertet.

Um zu belastbaren Ergebnissen zu kommen, wurde untersucht, welche Parameter bezüglich sexueller Freizügigkeit stark ausgeprägt sind, wie es heißt. Darunter zum Beispiel die Anzahl von Gay-Bars und ob homosexuelle Heiraten erlaubt sind, die Erlaubnis für Geschlechtsanpassungen, die Anzahl jährlich wiederkehrender LGBTQI-Events, aber auch der Zugang zu Verhütungsmitteln, Antidiskriminierungsgesetze und die Frage, ob Sexarbeit legalisiert ist.

Freiheit geht mit sexuelle Freizügigkeit einher

Wozu das Ganze? "Sexuelle Freizügigkeit, auch Sexpositivität genannt, ist ein Faktor, in dem der Entwicklungszustand vieler gesellschaftlicher Teilbereiche zusammenfällt", heißt es auf der Website. "Denn es sagt viel über eine Gesellschaft im Allgemeinen aus, wenn in ihr Minderheiten wie die LGBTQI-Community oder auch Frauen an sich in ihren Entfaltungsmöglichkeiten eingeschränkt werden. Solche Einschränkungen können sowohl mit sogenannten traditionellen Werten als auch durch politische Argumentationen begründet werden. Wie die feministischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts gezeigt haben, ist die Emanzipation von Geschlechtern oder Minderheitsorientierungen immer auch mit der Akzeptanz sexueller Freizügigkeit verbunden." Daher seien Freiheit und sexuelle Freizügigkeit untrennbar miteinander verbunden.

Welche Städte tun sich bei diesem Thema besonders hervor? Angeführt wird das Ranking von New York City. Und das, obwohl es in den USA etwa im Bereich Sexarbeit einige Einschränkungen gebe. Ausgeglichen werde dieses Defizit durch das "überwältigende Angebot sowie die weitreichenden Gestaltungsmöglichkeiten in New York City", meint man bei "Lust".

Madrid als "Überraschungssieger"

Auf Platz zwei kommt Köln. Die deutsche Stadt unterstreicht damit ein weiteres Mal ihr liberales Image sowie internationales Renommee und landet damit vor Berlin, das auf einen "sehr guten dritten Platz kommt", gefolgt von Madrid und Los Angeles.

Damit sind gleich zwei deutsche Städte in den Top Five vertreten. Das führt man nicht zuletzt auf die Unternehmerin und Pilotin Beate Uhse zurück, die in Deutschland 1962 den ersten Sexshop der Welt eröffnete.

Während das Abschneiden von New York City und Los Angeles eher zu erwarten war, gelinge Madrid mit Platz vier fast schon ein "Überraschungssieg", ist zu lesen, aber: "Angesichts der riesigen Adult-Entertainment-Industrie dort ist es aber auch kaum verwunderlich, und Spanien sprüht bekanntlich nur so vor Lust und Liebe."

Selbst die Schlusslichter des Rankings können überzeugen, meint man bei "Lust". Etwa West Hollywood, das auf Platz 20 kommt (und einen Rang schlechter abschneidet als Wien): Die mit nur knapp 40.000 Einwohnern vergleichsweise kleine Stadt besteche durch ihre sehr hohe Anzahl an Gay-Bars und Sexshops und habe sich in den letzten Jahren zu einer "echten Hauptstadt" der internationalen LGBTQI-Szene entwickelt, heißt es. Dahinter folgt Rom auf Platz 21, wo sich seit jeher ein "ganz besonderes Lebensgefühl zwischen Lust und Spiritualität etabliert" habe.

Schlusslichter mit Qualitäten

Auf Platz 22 landet Miami, "die US-Großstadt verbindet Freiheit und Liberalität in einem unendlichen Sommer, der seinesgleichen sucht". Platz 23 geht ebenfalls an die USA, nach Dallas. Darüber wundert man sich bei "Lust" sogar selbst ein bisschen. "Wer hätte gedacht, dass eine texanische Stadt es in dieses Ranking schaffen würde? Aber unser Bewertungssystem nach Punkten ist unbestechlich, und auch in Texas gibt es freiheitsliebende Menschen, die gerne sexuell freizügig sind", so die Erklärung.

Platz 24 geht an Santiago de Chile: "Viele Freiheiten dort sind noch vergleichsweise neu, etwa die Anerkennung homosexueller Partnerschaften, aber kaum eine Stadt hat sich jüngst so stark positiv entwickelt", stellt man beim Onlinemagazin fest. Der 25. und damit letzte Platz im Ranking geht an Vancouver in Kanada. "Damit wird schnell deutlich: Nur weil sich eine Stadt in dieser Rangliste 'hinten' befindet, heißt das nicht, dort würde es nicht sexuell freizügig zugehen dürfen", erläutert man und fügt hinzu: "Aber die Konkurrenz ist eben stark, was ein gutes Zeichen ist für viele Menschen auf dieser Welt." (red, 28.11.2021)

Die 25 liberalsten Städte der Welt:

1. New York
2. Köln
3. Berlin
4. Madrid
5. Los Angeles
6. San Francisco
7. London
8. Amsterdam
9. Montreal
10. Atlanta
11. Sydney
12. Paris
13. Chicago
14. Toronto
15. Melbourne
16. San Diego
17. Barcelona
18. Houston
19. Wien
20. West Hollywood
21. Rom
22. Miami
23. Dallas
24. Santiago
25. Vancouver