Die Managerin Kristina Hammer ist die neue Präsidentin der Salzburger Festspiele: "Lassen Sie mich erst einmal hier ankommen", sagt sie.

Foto: APA/BARBARA GINDL

Das Rennen um die Präsidentschaft der Salzburger Festspiele ist entschieden: Zur Nachfolgerin von Helga Rabl-Stadler wurde nicht die favorisierte Salzburger Landtagspräsidentin und Juristin Brigitta Pallauf (ÖVP), sondern überraschend Kristina Hammer gewählt. Das fünfköpfige Kuratorium hat sich nach der Anhörung der verbliebenen Kandidatinnen und Kandidaten am Mittwoch für die selbstständige Marketingfachfrau entschieden.

Die Juristin, die Inhaberin der strategischen Markenberatung Hammer Solutions in Zürich ist, engagiert sich im Vorstand der Freunde der Oper Zürich. Im Laufe ihrer Karriere arbeitete Hammer vor allem aber für die Gerngross AG, war sieben Jahre lang in England in leitender Position für die Premier Automotive Group tätig; ab 2006 zusätzlich für den Mutterkonzern, die Ford Motor Company, wo sie für die Markenkommunikation zuständig war. Auch arbeitete sie für Mercedes-Benz. Hammer, die in Mainz studierte und in Wien promovierte, betonte bei der Präsentation in Salzburg, dass Kunst aus dem Dialog heraus entstehe und ihr der "Brückenbau am Herzen" liege.

Was die Marke Salzburger Festspiele für sie ausmache? Es sei der Anspruch, "das Beste zu bieten". Hammer betonte auch, "für das Miteinander zu stehen". Dies war wohl auch an die beiden anderen Mitglieder des Direktoriums gerichtet, also an Intendant Markus Hinterhäuser und den Kaufmännischen Direktor Lukas Crepaz, die Hammer im Bewerbungsprozess kennenlernen durfte, wie sie kundtat.

Für die Offenheit

Bezüglich ihrer Absichten blieb sie noch recht allgemein: Die Salzburger Festspiele stünden, so Hammer, für "Offenheit" und also für ein "inklusives Konzept". Dies habe sie angezogen. "Auf alledem aufzubauen", dieses Konzept "zu evolutionieren und neue Gedanken einzubringen" sei ihre Absicht.

Konkreter wollte Hammer allerdings bewusst nicht werden. "Es wäre falsch, jetzt schon mit einem Zehnpunkteprogramm anzutanzen. Lassen Sie mich einfach einmal hier ankommen", bat Hammer, die mit den Festspielen vor allem den Namen Herbert von Karajan verbindet. Sie habe als Kind Proben des Dirigenten beigewohnt und auch Geigerin Anne Sofie Mutter gehört, für deren Karriere ja Karajan verantwortlich war. Für sie werde es darum gehen, "in den Dialog mit den Zuschauern und den Salzburgern" zu treten.

Die Pressekonferenz zum Nachschauen. Kristina Hammer wird ab Minute 25:20 präsentiert.
Land Salzburg

Entgegen anders lautenden Vermutungen, so Landeshauptmann Wilfried Haslauer, sei die Findung ein ergebnisoffener Prozess gewesen. Mit der Entscheidung für Kristina Hammer zur neuen Präsidentin setze das Kuratorium einen Schritt zur weiteren Internationalisierung der Festspiele. Es gehe um die "Absicherung, Schärfung und den Ausbau der besonderen Strahlkraft der Marke der Salzburger Festspiele".

Wichtige Brückenfunktion

Haslauer erwähnte auch die Begriffe "Digitalisierung" und "Nachhaltigkeit". Die Herausforderung für die neue Präsidentin liege darin, Salzburg als "weltbestes klassisches Dreispartenfestival" zu erhalten. Haslauer erwähnte auch die "Brückenfunktion" der Festspiele "in einer zerrissenen Welt." Der erfolgreiche Berufsweg Hammers, "ihre Integrationsfähigkeit und ihr kulturelles Engagement" würden sie für die Nachfolge von Helga Rabl-Stadler empfehlen. "Ich werde meinen Lebensmittelpunkt nach Salzburg verlegen", sagte Hammer, die zurzeit noch mit ihrem Mann und zwei Kindern in Herrliberg in der Schweiz lebt. Sie hat sich insgesamt gegen 19 Frauen und 13 Männer durchgesetzt.

Auf die neue Präsidentin warten ab 1. Jänner 2022 einige konkrete Aufgaben. Es kommt die Generalsanierung der Festspielhäuser auf sie zu, es geht stets um das Herstellen eines finanziellen Wohlwollens seitens der Politik sowie um das Lukrieren von Sponsoren. Auch muss es ihr gelingen, die Festspiele intern stabil zu halten und dem Intendanten Raum für die wesentliche kreative Arbeit zu schaffen.

Eitelkeiten, die den Betrieb behindern, sollten vermieden werden. Erinnert man sich nämlich an die Konflikte zwischen Gerard Mortier und Rabl-Stadler oder deren Scharmützel mit Alexander Pereira, wird evident, dass solche Energieverluste die Festspiele nachhaltig belasten können.

Erfreute Reaktionen

Als eine der ersten Reaktionen gratulierte die grüne Kultursprecherin Eva Blimlinger. "Alle oppositionellen Ängste, die neue Präsidentin wäre parteipolitisch punziert, haben sich als unbegründet herausgestellt." Auch der freiheitliche Kultursprecher Volker Reifenberger hieß die neue Präsidentin "herzlich in Salzburg willkommen". Es scheine eine "Wahl nach objektiven Gesichtspunkten" zu sein: "Somit tritt die Notwendigkeit einer geeigneten Nachfolge an die Stelle eines ÖVP-Parteibuchs". (Ljubiša Tošić, 24.11.2021)