Der dritte Stich liegt hoch im Kurs. In Österreich macht er den weitaus größten Teil der täglichen Impfungen aus.

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Dass gute Immunisierung eine Corona-Welle erfolgreich brechen kann, hat sich in Israel gezeigt. Das Land schaffte es – anders als Österreich –, die sich ab August aufbauende Welle ohne Lockdown in den Griff zu bekommen – mit dem Drittstich. Dieser soll nun auch in Österreich das Ruder herumreißen. Die Kombination von nachlassendem Impfschutz, deutlich infektiöserer Delta-Variante und kühleren Temperaturen hat nämlich dazu geführt, dass von Kalenderwoche 42 bis 45 bereits 40,3 Prozent aller Infektionen Impfdurchbrüche waren, wie Zahlen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) vom 17. November zeigen.

Mittlerweile belegen auch mehrere Studien den Booster-Effekt der dritten Impfung. Booster bedeutet in diesem Zusammenhang nicht nur Wiederherstellung der zurückgegangenen Immunität, sondern eine deutlich bessere Immunantwort als direkt nach der zweiten Impfung, wie der deutsche Immunologe Carsten Watzl vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund in seiner Youtube-Serie Watzl Update vom 18. November erklärt.

Diese Immunantwort, so der Experte, soll außerdem länger anhalten, weil durch den dritten Stich auch die Bildung von Gedächtniszellen noch einmal angeregt wird. Das zeigt eine kleine, am 21. Oktober im New England Journal of Medicine veröffentlichte Studie unter dem Lead der US-University of Rochester.

Eine weitere kleine Studie der Feinberg School of Medicine in Chicago, die am 19. November auf dem Preprint-Server medRxiv veröffentlicht wurde, bestätigt diese Erkenntnisse. Sie zeigt, dass die Antikörperlevel sechs bis zehn Tage nach dem dritten Stich jene nach natürlicher Infektion sowie nach Infektion und Impfung deutlich übersteigen, um bis das 25-Fache. Die Studienautoren schließen dadurch ebenfalls auf eine länger anhaltende Antikörperantwort.

Die Welle brechen

Und dieser Boost durch den dritten Stich kann die Welle tatsächlich brechen, wie eine große Beobachtungsstudie aus Israel bestätigt. Sie vereint die Daten von über 1,1 Millionen Menschen und wurde am 29. Oktober im Fachjournal The Lancet veröffentlicht. Diese Daten zeigen, dass die Schutzwirkung vor einer Infektion sieben Tage nach Verabreichung des Drittstichs im Vergleich zu jener fünf Monate nach dem Zweitstich um 93 Prozent stieg. Der Schutz vor Hospitalisierung lag um 92 Prozent höher, jener vor einem Covid-bedingten Todesfall war um 81 Prozent besser.

Und Watzl erklärt: "Man sieht auch ganz deutlich, wie kurz nach dem Beginn der Booster-Impfung in jeder Altersgruppe die Inzidenz deutlich zu sinken beginnt." Zwar haben sich auch in Israel davor deutlich mehr ungeimpfte Menschen infiziert, aber, so der Immunologe: "Man hat sich in Israel aus dieser Welle regelrecht rausgeimpft, weil mit dem Booster nicht nur der eigene Schutz wieder viel besser ist. Auch der Fremdschutz wird wiederhergestellt, weil der dritte Stich die Weitergabe des Virus deutlich reduziert." (Pia Kruckenhauser, 25.11.2021)