2020 nahm Salzburg Covid-Patienten aus Frankreich auf, jetzt werden vier eigene nach Wien überstellt.

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Die Corona-Welle schwappt weiter durchs Land. Die Neuinfektionen sind mit 15.365 Fällen innerhalb von 24 Stunden am zweithöchsten Stand seit Pandemiebeginn. Fast ein Drittel der Fälle kommt aus Oberösterreich. Das macht sich in den Spitälern bemerkbar: 3.200 an Covid-19 Erkrankte liegen mittlerweile österreichweit im Spital, 578 davon auf einer Intensivstation.

In Salzburg ist man mit einem Anteil von 33 Prozent an Covid-Patientinnen und -Patienten auf den Intensivstationen bereits an der systemkritischen Auslastungsgrenze angelangt. Am Mittwoch mussten 45 Corona-Erkrankte intensivmedizinisch betreut werden. Am gleichen Tag wurden daher die ersten zwei Covid-Intensivfälle mit dem Hubschrauber ins Wiener AKH überstellt, um die Spitäler zu entlasten. Am Donnerstag sollen zwei weitere folgen.

Weitere Gäste in Wien

Die vier schwerstkranken Personen aus Salzburg sind nicht die einzigen Gastpatienten und -patientinnen, die mit einer Covid-Erkrankung in den Krankenhäusern der Hauptstadt aktuell untergebracht sind. Noch ist ihre Zahl aber überschaubar: Von 110 Intensivpatientinnen und -patienten, die am Mittwoch in einem Wiener Spital behandelt werden mussten, kommt eine Person aus Oberösterreich, drei sind aus Niederösterreich. Laut dem Dashboard der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) liegt die Auslastung der Intensivstationen mit Covid-Erkrankten in Wien bei 24 Prozent.

Weitere 20 von 363 Menschen, die nach einer Corona-Infektion auf Wiener Normalstationen liegen, kommen nicht aus der Hauptstadt. Blickt man unabhängig von den Corona-Fällen auf die Spitalsauslastung Wiens, betreffen rund 21 Prozent der Intensivstationsbelegungen und 13 Prozent der Normalstationen andere Bundesländer.

Wien schickt Ecmo-Geräte

In Wien wolle man, so lange es geht, bei der intensivmedizinischen Versorgung solidarisch sein, sagte Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zuletzt. Das wird nun auch in Niederösterreich schlagend: Dort spitzt sich die Lage weiter zu. Am Mittwoch wurden 109 Covid-Erkrankte intensivmedizinisch betreut. Damit stand das Land kurz vor der Überschreitung des systemkritischen Schwellenwerts von 33 Prozent der Intensivbetten.

Drei Ecmo-Geräte (eine Art Herz-Lungen-Maschine, bei denen das Blut mit Sauerstoff angereichert wird) werden nach Niederösterreich geschickt. "Ich habe voriges Jahr den Wiener Gesundheitsverbund beauftragt, zusätzliche Geräte für den Notfall zu besorgen. Aus dieser Reserve stehen uns jetzt zusätzliche Geräte zur Verfügung", sagt Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) dem STANDARD. Mit denen wolle man Niederösterreich nun "solidarisch aushelfen".

Zusätzliche Betten

Die Salzburger Landeskliniken stocken nun die Covid-Intensivbetten um 17 auf. Dafür wird am Uniklinikum eine Aufwachstation zur Intensivstation mit vollem Monitoring und Beatmung hochgefahren und so neun Betten geschaffen. Vier weitere Intensivbetten werden an der Christian-Doppler-Klinik und vier im Krankenhaus Schwarzach geschaffen. Das Personal für die zusätzlichen Intensivbetten komme aus der Anästhesiepflege, heißt es. Wie berichtet, gibt es in den Salzburger Landeskliniken die Weisung, elektive Aufnahmen einzustellen. Eine harte Triage, bei der entschieden werden muss, wer eine Behandlung erhält, sei noch nicht erforderlich.

In Oberösterreich ist der systemkritische Schwellenwert mit 123 belegten Covid-Intensivbetten (37 Prozent) bereits überschritten. Von den drei Intensivbereichen im Klinikum Wels-Grieskirchen seien bereits zwei komplett voll, sagt die Sprecherin der Gesundheitsholding, Jutta Oberweger. Von den elf Intensivbereichen aller Linzer Spitäler sind vier zu 100 Prozent ausgelastet. Im Keplerklinikum etwa könnten "nur noch Akutereignisse" operiert werden, sagt Oberweger.

Keine Entspannung

In einer aktuellen Rechnung geht das Covid-Prognosekonsortium zwar davon aus, dass die Sieben-Tage-Inzidenz nun nicht mehr signifikant ansteigt. Ob der Verzögerung zwischen Infektion und Hospitalisierung sei "in den nächsten 14 Tagen noch nicht mit einer Entspannung in den Spitälern zu rechnen" und ein weiterer Anstieg des Intensivstationen-Belags wahrscheinlich. Der könnte in der ersten Dezemberwoche "abflachen bzw. leicht zurückgehen" – allerdings "auf sehr hohem, teilweise systemkritischem Belagsniveau von über 600 belegten Intensivbetten". (Oona Kroisleitner, Stefanie Ruep, 24.11.2021)