In Wien gibt es schon Kinderimpfstraßen. Niederösterreich nimmt die ersten am Donnerstag in Betrieb.

Foto: APA / Roland Schlager
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Am Donnerstag hat die europäische Arzneimittelbehörde EMA eine richtungsweisende Entscheidung gefällt. Dem Covid-Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder ab fünf Jahren wurde die Zulassung erteilt. Bisher war für unter Zwölfjährige noch kein Impfstoff in Europa zugelassen. Die finale Entscheidung muss noch von der Europäischen Kommission gefällt werden. Dies gilt aber als Formsache. Auf das Urteil der Behörde warteten auch viele Eltern von Kindergartenkindern sowie von Schülerinnen und Schülern in Österreich.

Entschieden wurde über einen eigenen Covid-Impfstoff von Biontech/Pfizer, der für Kinder entwickelt wurde. Das sagte ein Sprecher von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Mittwoch auf Anfrage dem STANDARD. Das Problem dabei: Dieser Kinderimpfstoff ist nicht sofort verfügbar, denn aktuell wird in Österreich nur der für Personen ab zwölf Jahren zugelassene Impfstoff des Herstellers injiziert.

Laut Jens Spahn (CDU), dem geschäftsführenden Bundesgesundheitsminister in Deutschland, sollen die ersten Dosen des Kinderimpfstoffs ab 20. Dezember in den deutschen Bundesländern eintreffen. Erst bis zu diesem Zeitpunkt wird es auch eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) in Deutschland geben. "Unser Ziel ist es, diese Empfehlung bis Ende Dezember, möglichst bis zum Start der Auslieferung des Kinderimpfstoffs an die Länder, fertigzustellen", sagte der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Impfungen "off-label"

Aber wie gehen Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) und das Nationale Impfgremium (NIG) in Österreich vor? Immerhin werden in Wien bereits Kinderimpfstraßen betrieben, andere Bundesländer bereiten ebendiese vor. Diese Impfungen für Kinder zwischen fünf und elf Jahren werden aber "off-label" durchgeführt, also ohne Zulassung: Verwendet wird ein Drittel der Erwachsenendosis von Biontech/Pfizer.

Dazu muss gesagt werden: Die Art des Impfstoffs ist bei der Kinderimpfung, über die die EMA am Donnerstag entscheidet, und bei dem bereits zugelassenen Produkt dieselbe. Die Dosis selbst – ein Drittel der Erwachsenendosis – ist ebenfalls gleich. Allerdings, so führt Kinderarzt Volker Strenger von der Medizinischen Universität Graz aus: Der Kinderimpfstoff sei in einer weniger konzentrierten Impflösung, auch das Lösungsmittel sei anders.

Kinderimpfstoffe erst gegen Ende 2021 verfügbar

Die Zulassung der EMA wird nur den Kinderimpfstoff von Biontech/Pfizer für Fünf- bis Elfjährige betreffen. Das Gesundheitsministerium rechnete am Mittwoch mit einer Empfehlung. Die Kinderimpfstoffe "würden dann EU-weit gegen Ende des Jahres 2021 zur Verfügung stehen, auch in Österreich", heißt es in einer Stellungnahme zum STANDARD.

Freigabe für Drittel der Erwachsenendosis in Diskussion

Weil aber schon jetzt Kinder geimpft werden sollen, dürfte das Nationale Impfgremium als Übergangslösung – und anders als in Deutschland – auch eine Empfehlung für ein Drittel der Erwachsenendosis überlegen. Aus dem Gesundheitsministerium heißt es dazu: Das NIG werde nach der EMA-Entscheidung "sofort beraten und eine Empfehlung für beide Methoden erarbeiten". Veröffentlicht soll diese "in den nächsten Tagen" werden.

Wien betreibt bereits seit 15. November eine Kinderimpfstraße. Unter Zwölfjährige würden bis Jahresende mit einem Drittel der Erwachsenendosis geimpft, heißt es aus dem Gesundheitsressort. Das Interesse an der Off-label-Impfung ist groß: Bisher wurden 9.200 Kinder in der Impfstelle Wien geimpft – davon 1.400 mit Wohnsitz in Niederösterreich. Seit Montag kamen in 48 Stunden 9.000 neu gebuchte Impftermine dazu. Alleine am Dienstag gab es 1.165 Erststiche. Bis Jahresende, so hofft die Stadt, könnte knapp die Hälfte der Fünf- bis Elfjährigen in Wien geimpft sein.

Kinderimpfstraßen in Niederösterreich öffnen am Donnerstag

In Niederösterreich werden am Donnerstag, Kinderimpfstraßen in St. Pölten, Tulln und Wiener Neustadt in Betrieb genommen. Rund 10.000 Termine wurden gebucht, 18.000 sind verfügbar. Das sagte ein Sprecher von Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) auf Anfrage. Geimpft wird auch bei 35 niedergelassenen Ärzten. Insgesamt wurden bisher rund 4.000 Fünf- bis Elfjährige "off-label" in Niederösterreich geimpft.

Im Burgenland werden die ersten sechs Kinderimpfstraßen ab kommenden Mittwoch in Gols, Müllendorf, Mattersburg, Oberpullendorf, Oberwart und Heiligenkreuz starten.

Auch in der Stadt Salzburg ist eine Kinderimpfstraße ab kommender Woche geplant. In Kärnten will man nach der Freigabe Kapazitäten in Impfstraßen schaffen. Verwiesen wird aber in erster Linie auf den niedergelassenen Bereich.

In Tirol können über die Anmeldeplattform des Landes seit vergangener Woche Impfungen für Fünf- bis Elfjährige in den Impfzentren gebucht werden. Ebenfalls mit Anmeldung sind am kommenden Sonntag tirolweit Kinderimpfungen möglich. Diese werden auch in Bezirkskrankenhäusern wie in Reutte oder St. Johann in Tirol durchgeführt. Bisher wurden 1.120 Personen zwischen fünf und elf Jahren in Tirol geimpft. (David Krutzler, 24.11.2021)