Wien – Die Stadt Wien muss sich diese Woche gleich für mehrere bauliche Großprojekte herbe Kritik des Stadtrechnungshofes gefallen lassen. Die betrifft nicht nur die Kostensteigerungen beim Ausbau der U-Bahn, über die DER STANDARD bereits berichtet hat. Auch ein Prüfbericht zur geplanten Mehrzweckhalle auf dem ehemaligen Schlachthofareal in St. Marx fällt wenig schmeichelhaft aus. 2018 hatte der damals noch nicht als Bürgermeister amtierende Michael Ludwig (SPÖ) den Bau der Location für kulturelle und sportliche Großevents mit bis zu 20.000 Besuchern angekündigt. Allzu viel ist seither aber noch nicht passiert, was eben einen Kritikpunkt des Rechnungshofs darstellt. Erst vor wenigen Tagen gab die Stadt eine Ausschreibung heraus, mit der ein privater Partner als Investor beziehungsweise Betreiber für die Eventhalle gesucht wird.
Mangelnde Abstimmung
Reichlich spät, wie der Prüfbericht erkennen lässt. Demnach hätte diese Suche mit dem mittlerweile abgeschlossenen Architekturwettbewerb akkordiert werden sollen, um die Vorstellungen von Architekten und Betreiber rechtzeitig abzugleichen. Durch die mangelnde Abstimmung fürchtet der Rechnungshof nun zusätzliche Kosten. Überhaupt dürfte das Projekt erheblich teurer kommen als ursprünglich angepeilt. 2018 war einmal von einem Investitionsvolumen von 220 Millionen Euro die Rede, allerdings in einer sehr vagen Ankündigung, wie die Kontrolleure monieren. Ihr Blick in das aktuelle Kostenkonzept der stadteigenen Wien Holding fördert jedenfalls eine wesentlich höhere Summe zutage: Dort werden Gesamtkosten von 742 Millionen veranschlagt.
Selbst das ist aber eine optimistische Schätzung, da im entsprechenden Konzept noch mit einer Fertigstellung 2026 gerechnet wird. Ein neuerer Terminplan, den die Prüfer einsehen konnten, geht von 2028 aus, im Worst Case gar von 2029.
Probleme bei Brandschutz
Bis auf weiteres bleibt also die Halle D der Wiener Stadthalle die größte Veranstaltungshalle Österreichs. Hier hat der Rechnungshof Ende 2020 bis Anfang 2021 die Sicherheit des Gebäudes unter die Lupe genommen – und stieß auf erhebliche Mängel.
So war etwa ein Brandschutzschiebetor zwischen Publikums- und Backstagebereich nicht vollständig zu schließen, ebenso wie ein Brandschutztor zwischen Foyer und Anlieferungsbereich: "Im Gefahrenfall würde sich Rauch ausbreiten und in weiterer Folge der Brand auf den benachbarten Brandabschnitt übergreifen." Zudem wurde von der Stadthalle laut den Prüfern nicht ordentlich protokolliert, welche einst festgestellten Sicherheitsmängel bereinigt wurden. Von der Stadthalle hieß es am Donnerstag, man sei 85 Prozent der nun publizierten Empfehlungen des Rechnungshofes bereits nachgekommen und habe überdies die Position des Facility-Managers "neu definiert".
Nicht bestätigen wollte man einen Bericht der Kronen Zeitung, wonach Stadthallen-Geschäftsführer Wolfgang Fischer mit Auslaufen seines Vertrags im Jänner 2021 aufhört und sich nicht mehr bewirbt – unter anderem wegen der Mängelberichte. Fischer ließ eine Anfrage hierzu unbeantwortet. Die Wien Holding schreibt dem STANDARD, das Verfahren zur Besetzung des Geschäftsführers sei derzeit am Laufen – man könne es daher nicht kommentieren. (ta, 25.11. 2021)