"Man wird den Lockdown in einigen Bundesländern verlängern müssen", sagt die Virologin Dorothee von Laer.

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Wien – Die Innsbrucker Virologin Dorothee von Laer geht von einer Verlängerung des Lockdowns in einigen Bundesländern aus. "Man wird den Lockdown in einigen Bundesländern verlängern müssen. Ich gehe davon aus, dass der Osten öffnen kann, der Westen nicht", sagte sie am Donnerstag dem Nachrichtenmagazin "Profil". Aus dem Gesundheitsministerium hieß es zur APA, aktuell seien die Auswirkungen der Ausgangsbeschränkungen noch nicht ausreichend beurteilbar, es finden daher laufend Beratungen statt.

Lockdown erste nächste Woche wirksam

Die Wirkung des Lockdowns werde sich erst in einer Woche niederschlagen, so von Laer. "Ich hoffe, dass wir Anfang nächster Woche eine deutliche Reduktion der Infektionen sehen können." Ein Wiederaufsperren am 13. Dezember in ganz Österreich bezweifelt sie aber.

Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) hat bereist Ende vergangener Woche angekündigt, dass er trotz des bundesweiten Lockdowns am ursprünglichen Zeitplan festhalten wolle. Oberösterreich hatte bereits vor der österreichweiten Entscheidung einen Lockdown bis zumindest 17. Dezember verhängt. Danach werde man entscheiden, ob eine Verlängerung nötig sei. In Salzburg, das gemeinsam mit Oberösterreich bei der Lockdown-Verhängung vorgeprescht war, wollte man sich zuletzt nicht festlegen. Man werde vor dem Ende des österreichweiten Lockdowns die Lage neuerlich beurteilen, hieß es Ende der vergangenen Woche.

Schulschließungen als letzte Option

Zu den Schulen sagte von Laer im "Profil", sie könne "als Bürgerin, nicht als Virologin, durchaus verstehen, dass man den Kindern keine weitere Schulschließung zumuten will". Man müsse nun abwarten. "Die Maskenpflicht an den Schulen wurde gerade eingeführt, und einige Kinder bleiben doch zu Hause. Aber wenn die Zahlen nicht fallen, werden auch die Schulen schließen müssen."

Die in dieser Welle Erstgeimpften werden ihrer Erwartung nach keine Auswirkungen auf das aktuelle Infektionsgeschehen haben. "Aber sie können verhindern, dass wir im Februar in die nächste Welle stolpern." Denn sollten die Erstimpfungen weiter so schleppend verlaufen wie bisher, dann rechne sie "auf jeden Fall" mit einer fünften Welle. "Wenn der Lockdown ausläuft, steigen die Zahlen wieder an. Noch sind wir nicht bei einer Immunitätsquote von 85 Prozent, die ausreicht, um das Virus in Schach zu halten." Von Laer rät, jenen 15 Prozent der über 60-Jährigen, die noch ungeimpft sind, umgehend eine direkte Einladung zu einem Impftermin zu schicken. "Diese Lücke muss schleunigst geschlossen werden."

Eine längere Immunität nach dem dritten Stich hält von Laer für "unwahrscheinlich". "Ich gehe davon aus, dass wir schon nächsten Herbst eine Kombiimpfung haben werden gegen die Grippe und Corona. Das wird eine jährliche Impfung werden." Man werde im Herbst wieder eine "breite Impfkampagne" starten müssen. "Dann können wir schon im kommenden Winter eine Covid-Saison haben, keine Welle."

Mückstein hält an Ankündigungen fest

An eine Ausrottung des Virus wie bei den Pocken glaubt von Laer nicht: "Nicht mit den aktuellen Impfstoffen. Sie schützen nicht so gut vor der Weitergabe, um ein Virus zu eliminieren." Zuversichtlich für das Frühjahr stimmen sie aber die ab Februar geplante Impfpflicht und neue Covid-Medikamente, die wahrscheinlich Ende des Jahres zugelassen werden.

Tags zuvor hatte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) noch am Koalitionsfahrplan festgehalten. Dieser sieht ein Ende des Lockdowns für Geimpfte ab 13. Dezember vor. Gleichzeitig stellte er klar, dass der Lockdown für Ungeimpfte wie geplant auch danach aufrecht bleibt.

Zu allfälligen Szenarien nach dem 12. Dezember gab es aus dem Gesundheitsressort am Donnerstag vorerst keine Informationen. Auf APA-Anfrage verwies man in Mücksteins Büro darauf, dass sich die Bundesregierung bis Anfang nächster Woche über die Lage mit Experten berate. In der Tageszeitung "Österreich" wurde unterdessen über eine Öffnung in drei Stufen spekuliert, wobei in einem ersten Schritt nur der Handel wieder öffnen könnte – gefolgt vom Tourismus rund um Weihnachten, wohl nur für Immunisierte. Die Nachtgastronomie und Großveranstaltungen würden demnach wohl noch bis zur angekündigten Impfpflicht im 1. Februar 2022 geschlossen halten. (APA, 25.11.2021)