Das Fairphone 2 lässt sich nicht nur leicht reparieren, es bekommt auch sechs Jahr nach der Vorstellung noch ein großes Update.

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Es gibt zwei Möglichkeiten, auf die Update-Situation unter Android zu blicken. Die positive Herangehensweise: Es hat sich viel getan in letzter Zeit. Mehrere große Hersteller versprechen mittlerweile zumindest für einen Teil ihrer Smartphones drei große Android-Updates sowie vier Jahre Sicherheitsaktualisierungen. Google selbst geht mit einem Versprechen von fünf Jahren Security-Updates sogar noch eine Spur darüber hinaus. Aber es gibt auch die weniger freundliche Interpretation: dass all das im Vergleich zum Support, den Apples iPhones erfahren, noch immer ziemlich wenig ist.

Fairphone macht's vor

Dass es auch anders gehen kann, beweist nun ausgerechnet einer der kleineren Hersteller im Android-Umfeld: Das auf Nachhaltigkeit spezialisierte Unternehmen Fairphone hat nun die erste Beta für Android 10 für sein Fairphone 2 angekündigt, die fertige Version soll dann Anfang 2022 folgen. Das Besondere daran: Das betreffende Smartphone wurde bereits vor sechs Jahren veröffentlicht. Damit bietet Fairphone länger Updates als irgendein anderer Android-Hersteller – auch wenn es im Detail etwas komplizierter ist.

Die zentrale Herausforderung für Fairphone war, ein Gerät zu aktualisieren, dessen SoC schon lange nicht mehr vom Hersteller supportet wird. Um ein funktionstüchtiges Android 10 rund um den Snapdragon 801 von Qualcomm aufzubauen, arbeitete Fairphone mit dem Community-Projekt LineageOS zusammen. Darüber hinaus dürfte aber viel Zeit in die offizielle Zertifizierung des Updates durch Google gelaufen sein, womit eine Unzahl an Kompatibilitätstest einhergeht, die Community-ROMs natürlich nicht durchlaufen.

Einschränkung

So beeindruckend diese Leistung auch sein mag: Trotzdem darf ein entscheidender Punkt dabei nicht vergessen werden. Genaugenommen handelt es sich dabei nicht mehr um einen vollständigen Support, und das liegt eben daran, dass Qualcomm seine Wartung schon lange eingestellt hat. Dadurch gibt es auch keine Aktualisierung jener zahlreichen proprietären Bestandteile mehr, die rund um einen solchen Chipsatz benutzt werden. Insofern sammeln sich nach und nach immer mehr Sicherheitslücken an, gegen die der Gerätehersteller ohne offiziellen Support nichts machen kann. Nun wäre es natürlich möglich, sich längeren Support vom Chipanbieter zu kaufen – das ist für eine kleine Firma wie Fairphone aber natürlich keine Option.

Spurensuche

Das Support-Ende durch den Chipanbieter ist natürlich auch bei größeren Firmen einer der begrenzenden Faktoren für den längeren Support – natürlich neben anderen Punkten wie ganz einfach mangelndem kommerziellem Interesse oder aktuell zunehmend auch der Support-Dauer für den verwendeten Linux-Kernel.

Ausblick

Fairphone will jedenfalls auch in Zukunft beweisen, dass man Smartphones nicht schon nach ein paar Jahren wegwerfen muss. So soll als nächster Schritt auch das Fairphone 3 eine neue Softwaregeneration erhalten; der Beta-Test für Android 11 soll dort bald folgen, heißt es. (Andreas Proschofsky, 25.11.2021)