Moderatorin Sandra Maischberger befragte die Spitzen der neuen Dreierkoalition in der ARD.

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Man sah ihnen allen an, was Robert Habeck, der künftige grüne Vizekanzler Deutschlands, aussprach: "Es war manchmal ganz schön anstrengend, wir haben uns viel zugemutet." Tatsächlich machten die Spitzenvertreter der neuen Dreierkoalition am Mittwoch keinen strahlenden Eindruck. Der künftige Kanzler Olaf Scholz (SPD), Finanzminister-to-be Christian Lindner (FDP), Bald-Außenministerin Annalena Baerbock und Habeck wirkten eher erschöpft als euphorisch, mit der vierten Corona-Welle im Nacken.

Im Brennpunkt, dem politischen Magazin der ARD, traten sie an: Scholz (sehr "scholzig"), Baerbock und Lindner, die Moderatorin klopfte sie sorgfältig auf Widersprüche in den Koalitionskompromissen ab. Und in schnell und gut recherchierten Hintergrundberichten wurde bereits der Koalitionsvertrag analysiert und kritisch hinterfragt. Der Titel der Sendung gab den Grundton vor: Ampelstart in der Pandemie.

"Maischberger" modern, "Tagesschau" altväterisch

Danach, bei Maischberger, ging es weiter. Das Format mit zwei verschiedenen Gesprächsebenen und Moderatorin Sandra Maischberger, die ständig den Standort wechselt, wirkt kurzweilig und modern. Die Tonalität blieb die gleiche: Was tut ihr jetzt, um diese Pandemie zu beenden? Die Antworten der künftigen Koalitionäre blieben gleichmäßig vage. Impfpflicht, auch in Deutschland? Vielleicht, vielleicht auch nicht.

Deutlich altväterischer die Tagesschau mit ihrem etwas erratisch wirkenden "Meinungs"-Element. Das Überraschendste an diesem TV-Hauptabend war: Man sah das alles "im Ersten". Die ARD feierte die neue Koalition als politisches Hochamt. Beim zweiten öffentlich-rechtlichen Sender, ZDF, sendete man dagegen, bis auf ZDF-Heute, "business as usual". (Petra Stuiber, 26.11.2021)