Foto: Martin Dziadek

In Innsbruck ist womöglich ein weiterer Femizid verübt worden. Eine 28-Jährige, die Mittwochfrüh mit schwersten Verletzungen – insbesondere im Gesicht – in die Innsbrucker Klinik eingeliefert worden war, ist verstorben. Die Obduktion ist für Freitag geplant. Ihr 34-jähriger Lebensgefährte sei tatverdächtig, wie Ermittler Gert Hofmann vom Landeskriminalamt Tirol der APA bestätigte. Der Mann wurde am Donnerstag über Anordnung der Staatsanwaltschaft in die Justizanstalt Innsbruck eingeliefert.

Beschuldigter beharrt auf vermeintlichen Sturz

Der Beschuldigte konnte die Verletzungen weiterhin "nicht glaubwürdig erklären", sagte Hofmann. Der 34-jährige Österreicher hatte Mittwochfrüh selbst die Rettung verständigt. Er gab an, die Frau sei gestürzt und habe sich dabei so schwer verletzt. Die Einsatzkräfte fanden die bewusstlose Österreicherin und verständigten die Polizei.

Der Beschuldigte beharre weiterhin darauf, dass die Verletzungen durch einen Sturz verursacht worden seien, sagte Hofmann am Donnerstagnachmittag. Diese Erklärung sei aber nicht "in Einklang zu bringen mit dem Verletzungsbild". Dies hätten sowohl der als erstes eingetroffene Notarzt als auch die Ärzte der Innsbrucker Klinik bestätigt.

Nach derzeitigem Ermittlungsstand sei von einem Gewaltverbrechen auszugehen. Weitere Ermittlungen zum Tathergang und zu den Hintergründen waren im Gange. Der Beschuldigte sei zwar amtsbekannt, aber nicht im Zusammenhang mit Gewalt gegen seine Freundin. Wegweisungen habe es nach derzeitigem Erkenntnisstand keine gegeben, so Hofmann.

Grüne fordern "Gewaltschutz auf allen Ebenen"

Nach dem Tod einer 50-Jährigen, die offenbar von ihrem geständigen Ehemann am Freitag in Innsbruck attackiert und getötet wurde, zeigte sich Landesrätin Gabriele Fischer (Grüne) am Donnerstag bestürzt über das erneute Gewaltverbrechen an einer Frau. Sie forderte – auch anlässlich des Starts der 16-tägigen UN-Kampagne gegen Gewalt an Frauen und Mädchen – "Gewaltschutz auf allen Ebenen".

Denn Femizide stünden "an der Spitze des Eisberges", darunter liege "oft im Verborgenen eine riesen Masse an Problemen", so die Landesrätin. Gleichstellung sei die "wesentlichste Lösung". "Seid Vorbilder, setzt euch gegen Gewalt ein. Sei es in der Familie, in der Arbeit oder im Freundeskreis", appellierte Fischer an die Männer. Auf der Seite gewaltfrei-tirol.at finde sich eine Auflistung aller Hilfsangebote im Land. "Mir ist klar, wie schwer es ist, den Abhängigkeiten zu entkommen. Doch Sie können sich Hilfe holen", unterstrich Fischer. (APA, 25.11.2021)