Max Franz geht aus dem Starthaus in die neue Saison. In Lake Louise zählt der Abfahrtssieger von 2018 zu den Mitfavoriten.

Foto: USA TODAY Sports/Eric Bolte

Leicht zu verlieren, schwer zu gewinnen – (fast) alle Jahre wieder stellt die Abfahrt in Lake Louise die flotten Männer wie Frauen vor das gleiche Problem. In diesem Jahr suchen zuerst die Männer nach Lösungsansätzen, am Freitag (20 Uhr) und Samstag (20.15) in den Abfahrten, am Sonntag im Super-G (20.15, alle ORF 1). Eine Woche später gastieren die Frauen in den kanadischen Rockies, die Kollegen sind dann zeitgleich im Südteil desselben Gebirgszuges, also jenseits der US-Grenze in Beaver Creek, Colorado, zugange, wo eine Abfahrt eingerahmt von zwei Super-G über die Birds of Prey gehen sollen.

Gefährlich einfach

Die Strecke im Banff National Park gilt dagegen als technisch ziemlich anspruchslos, was sie allerdings nicht ungefährlicher macht. Wegen hoher Durchschnittsgeschwindigkeiten passierten in den vergangenen Jahren gerade in Lake Louise sehr viele Unfälle. Als vorerst letzten ganz schwer erwischte es 2018 Lokalmatador Manuel Osborne-Paradis, der sich im Training einen Unterschenkel zertrümmerte. Teamkollege Erik Guay war über diesen Crash derart bestürzt, dass der damals regierende Super-G-Weltmeister sofort seine Karriere beendete. Im selben Jahr verletzten sich Christine Scheyer und Cornelia Hütter in Lake Louise. Osborne-Paradis kam nie wieder voll zurück.

Immerhin hat in diesem Jahr viel nasser Neuschnee die Situation leicht entschärft. Auf weicher Piste wiegen allerdings Fehler in den Ergebnislisten viel schwerer. Die sahen in den beiden möglichen Trainingsläufen die Österreicher recht prominent platziert. Allen voran Max Franz, der nach dem Karriereende von Hannes Reichelt mit seinen 32 Jahren der Doyen im österreichischen Abfahrtsteam ist. Der Kärntner weiß seit 2018, wie sich der Sieg in Lake Louise anfühlt, mit den Plätzen eins und drei im Training unterstrich er seine Anwartschaft darauf, seinen insgesamt vierten Weltcupsieg gleich bei erster Gelegenheit feiern zu können.

Passt

"Vom Skifahren her passt es ganz gut", sagte Franz und nahm die Rolle als Mitfavorit gerne an, aber "das Feld, das hier gewinnen kann, ist riesig. Fehler wird es da runter keinen erlauben." Kollege Daniel Danklmaier setzt ganz auf Franz: "Max ist wie ein Rotwein, je länger man ihn offen lässt, umso besser."

Das gilt gewissermaßen auch für Franzens engeren Landsmann Matthias Mayer, der im Training auf Schlagdistanz fuhr. "Es sind ein paar Wellen mehr eingebaut als in den letzten Jahren davor. Trotzdem hat es relativ gut funktioniert", sagte der zweimalige Olympiasieger. Doppelweltmeister Vincent Kriechmayr übte sehr dezent, ließ sich aber vom Zeitrückstand nicht beeindrucken. "Ich fühle mich ganz gut, das Material ist super, gesundheitlich bin ich auch topfit."

Fast alle da

Wie Patrick Riml, der Leiter Hochleistungssport alpin im österreichischen Skiverband, prophezeite, sind bei den Überseerennen alle Athleten dabei, "die wir gerne im Fernsehen sehen, am Start erleben werden". Soll heißen, dass die überwiegende Mehrzahl geimpft ist. Anders wäre die Teilnahme an den Rennen zumindest in Kanada nicht möglich. Bekannt wurde, dass den Schweizern Urs Kryenbühl und Ralph Weber fehlen, die zwar nach Covid genesen sind, aber der Impfung nicht nähertreten wollten.

Verletzungsbedingt fehlt der letzte Abfahrtssieger von Lake Louise, der Deutsche Thomas Dreßen. Hingegen ist der Norweger Aleksander Aamodt Kilde nach seinem Kreuzbandriss wieder da. Die Bestzeit im zweiten Trainingslauf war ein klares Statement des Gesamtweltcupsiegers von 2019/20. "Kilde fährt wie davor, gnadenlos", sagte Franz. Kann gut sein in Lake Louise, muss aber nicht. (red, 25.11.2021)