Im Wiener Austria Center werden bereits Kinder geimpft. Nach der EMA-Empfehlung sollen bald auch die Schulärztinnen und Schulärzte das Vakzin verabreichen.

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Eine Broschüre erklärt die Kinderimpfung.

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Die vierte Welle der Corona-Pandemie schwappt derzeit auch über Österreich. "Besonders betroffen von der Delta-Variante sind jene Personen, die noch nicht geimpft sind bzw. bisher nicht geimpft werden konnten", schreibt Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) daher in einem Brief an die Landeshauptleute. Das gelte allen voran für Kinder unter zwölf Jahren, bei denen die "Inzidenzwerte in allen Bundesländern sehr hoch" seien.

Laut den aktuellen Daten des Ages-Dashboards beträgt die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner bei den Fünf- bis 14-Jährigen 2.249. Das ist der höchste Wert unter den Altersgruppen und mehr als doppelt so hoch als der österreichweite Durchschnittswert von 1.076.

Engmaschiges Sicherheitsnetz

Durch ein "engmaschiges Sicherheitsnetz aus PCR- und Antigentests in den Schulen" könne die Entwicklung zwar beobachtet, "nicht jedoch aufgehalten werden", erklärt Faßmann. Und: "Dies vermag nur die Impfung, wie internationale Beispiele eindrucksvoll belegen." Die hohe Testintensität und die dadurch gefundenen Ansteckungen machen sich in den Schulen bereits bemerkbar. Am Donnerstag waren bereits 189 Schulklassen in Wien gesperrt, wie es auf STANDARD-Anfrage von der zuständigen Gesundheitsbehörde MA 15 hieß. Eine Schule war komplett geschlossen. Alleine seit Dienstag mussten 37 Klassen gesperrt werden.

Mit den strengeren bundesweiten Schulregeln ab Montag könnten diese Zahlen weiter anwachsen: Dann muss ab zwei positiven Covid-Fällen in einer Klasse die ganze Klasse ins Distance-Learning wechseln. Faßmann hatte zuletzt die Entscheidung für offene Schulen verteidigt.

Hilfe bei Impfung

Am Donnerstag gab die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) schließlich grünes Licht für die Kinderimpfung ab fünf Jahren. Kurz darauf gab es auch eine entsprechende Empfehlung des Nationalen Impfgremiums (NIG) in Österreich. Einzelne Bundesländer haben bereits Vorarbeiten geleistet oder "off-label" mit den Impfungen in dieser Altersgruppe begonnen. Allerdings nicht mit dem nun von der EMA zugelassenen eigenen Kinderimpfstoff, sondern mit einer geringeren Dosis des Vakzins für Erwachsene. Der Wirkstoff ist bei beiden Impfstoffen der gleiche, der Unterschied liegt in der Pufferlösung. Diese ist beim neuen Kinderimpfstoff einerseits in höherem Anteil enthalten, andererseits einfacher in der Handhabung.

Seitens des Bildungsministeriums bietet Faßmann nun Unterstützung "durch den Schulärztlichen Dienst bei der Aufklärung, Beratung und Durchführung von Impfungen gegen Covid-19" bei den Kleinen an. Die rund 640 Bundesschulärztinnen und Bundesschulärzte stünden "gerne bereit, um Impfkampagnen für die jüngeren Altersgruppen zu unterstützen". Rechtlich müssen die Länder um die Beiziehung der Schulärzte ansuchen.

Laut dem Schulunterrichtsgesetz gehört die Durchführung von Impfungen zu den Tätigkeiten von Schulärztinnen und Schulärzten. Zusätzlich können die Landeshauptleute auf Grundlage der Schulärzte-Verordnung die Schulärztinnen und Schulärzte mit der Durchführung von Impfungen im Rahmen des gemeinsamen kostenfreien Impfprogramms des Bundes beauftragen.

"Massive Einschränkungen"

Die Kinder und Jugendlichen hätten in den vergangenen 20 Monaten "massive Einschränkungen zum Schutz der vulnerablen und überwiegend älteren Personen" auf sich genommen, erklärt Faßmann. Schülerinnen und Schülern müsse ein möglichst sicheres und normales Leben ermöglicht werden. "Der Weg zu dieser Normalität führt über die Impfungen, auch für Kinder und Jugendliche", betont Faßmann.

258.000 Dosen des eigenen Impfstoffs für Kinder sollen bis zum Jahresende laut Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) nach Österreich geliefert werden. "Das ist die maximale Menge, die wir bekommen haben", sagte Mückstein am Donnerstag. In Österreich leben rund 600.000 Kinder zwischen fünf und elf Jahren. Bis das eigene Vakzin im Land ist, sollen die Kinder unter zwölf Jahren – wie es derzeit bereits "off-label" durchgeführt wird – weiterhin mit einem Drittel der Erwachsenendosis geimpft werden. Die zweite Impfung soll nach drei Wochen verabreicht werden. (Oona Kroisleitner, David Krutzler, 26.11.2021)