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Jochen Hanebeck steigt zum Infineon-Chef auf.

Foto: Michaela Rehle / REUTERS

Der deutsche Chiphersteller Infineon hat einen Nachfolger für seinen scheidenden Vorstandschef Reinhard Ploss gefunden. Der bisherige Chef des Tagesgeschäfts, Jochen Hanebeck, wird zum 1. April 2022 neuer Vorstandsvorsitzender, teilte der Konzern am Donnerstagabend in Neubiberg bei München mit. Dies habe der Aufsichtsrat beschlossen.

Ploss führt das Unternehmen, das in Österreich die Tochter Infineon Austria mit einem großen Werk in Villach in Kärnten hat, seit 2012. Er sollte den Posten nach früheren Angaben eigentlich erst Ende 2022 abgeben. Zuvor war bereits bekanntgegeben worden, dass der 1955 geborene Infineon-Chef für keine weitere Amtszeit zur Verfügung steht. Zu Fragen nach seiner Nachfolge hatte er sich zuletzt bedeckt gehalten. Nach seinem Wunschnachfolger gefragt hatte er auf seine vier "fantastischen" Kollegen und Kolleginnen im Vorstand verwiesen.

Hanebeck wurde 1968 geboren und gehört dem Infineon-Vorstand seit 2016 an. Sein neuer Vertrag als Vorstandschef läuft den Angaben zufolge bis Ende März 2027.

Hintergrund

Die Geschäfte von Infineon boomen in der Chipkrise – etwa in der Autoindustrie sind die Halbleiter knapp. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat sich der Gewinn auf 1,17 Milliarden Euro mehr als verdreifacht und es ist der höchste Umsatz der Firmengeschichte erzielt worden. Auch für das kommende Geschäftsjahr ist der Konzern zuversichtlich und hat seine Prognose leicht erhöht.

Ins Werk in Villach, dessen Produktion im August anlief und offizielle Eröffnung im September erfolgte, investierte der Konzern über seine Österreich-Tochter 1,6 Mrd. Euro. "Die Kunden reißen uns die Chips aus der Hand, das Timing ist perfekt", sagte der zukünftige Konzernchef Hanebeck bei der Eröffnung. Ploss bezeichnete den Kärntner Infineon-Standort als "Wurzel der Leistungshalbleiterei".

Chefin von Infineon Austria ist Sabine Herlitschka. Neben dem Hauptsitz in Villach hat Infineon Austria Niederlassungen in Wien, Graz, Linz und Klagenfurt. Hierzulande arbeiten 4.500 Menschen für den Konzern, davon fast 2.000 in der Forschung und Entwicklung. Der Forschungsaufwand erreicht pro Jahr fast eine halbe Milliarde Euro, damit gehört die Firma zu den forschungsstärksten Österreichs. Der Umsatz belief sich voriges Jahr auf gut drei Milliarden Euro.

Der Halbleiterhersteller befindet sich insgesamt auf Wachstumskurs und stellt sich angesichts der zunehmenden Verbreitung von Elektroautos und der wachsenden Bedeutung Erneuerbarer Energien auf eine dauerhaft höhere Chip-Nachfrage ein. Viele Anwendungen würden weiter elektrifiziert und digitalisiert, deswegen sei zu erwarten, dass die starke Chip-Nachfrage in praktisch allen Märkten anhalte, sagte Ploss zuletzt bei der Jahres-Pressekonferenz. Die Chipknappheit in den Bereichen Automotive, Industrie, Rechenzentren, Internet der Dinge und anderen Bereichen werde bis weit in das Jahr 2022 bestehen bleiben. Für das laufende Geschäftsjahr 2021/22 sagte Ploss einen weiteren Anstieg des Umsatzes auf 12,7 Milliarden Euro voraus und hob die Prognose für die Marge auf 21 Prozent an. "Wir sind so schlagkräftig wie nie", betonte der scheidende Infineon-Chef. (APA, 25.11.2021)