Junos-Vorsitzende Sophie Wotschke ist mit dem Agieren der linken ÖH-Führung nicht zufrieden.

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Am Freitag fand im Wissenschaftsministerium die regelmäßige Videokonferenz mit Vertretern aller Hochschulen statt. In der großen Runde wurde zu Mittag Bilanz über die Umstellung des Studienbetriebs in Reaktion auf den Lockdown gezogen. Viele Unis und Fachhochschulen haben die Lehre ja von sich aus weitgehend in Onlineformate verlagert, wobei es durchaus erhebliche Unterschiede zwischen den Standorten gibt. So steht etwa die eigene Ampel der Uni Graz erst auf Orange. Dort sind die meisten Lehrveranstaltungen mit 2,5G-Nachweis und FFP2-Masken-Pflicht vor Ort weiterhin möglich, die Lehrenden können im Wesentlichen selbst entscheiden, in welchem Format sie unterrichten.

Ministerium will kürzeren Digitalbetrieb

An anderen Hochschulen wie der Uni Klagenfurt wurde hingegen schon bis Anfang Jänner nahezu ausnahmslos Fernlehre angekündigt. Dem Vernehmen nach zeigt sich die Hochschulsektion im Wissenschaftsministerium von Heinz Faßmann (ÖVP) nicht erfreut, dass der Digitalbetrieb mancherorts für einen längeren Zeit anberaumt wurde als der bundesweite Lockdown. Der währt ja laut Regierung nur bis 12. Dezember, wobei die Hochschulen rechtlich davon nicht betroffen sind.

Diskussionen über den richtigen hochschulischen Umgang mit der Corona-Situation gibt es aber auch zwischen den Fraktionen der bundesweiten Studierendenvertretung. Für Widerspruch sorgte da ein STANDARD-Interview mit Keya Baier vom Vorsitzteam der ÖH, die von einer Koalition aus VSStÖ, Gras und Fachschaftslisten geführt wird. Aus Sicht von Junos-Chefin Sophie Wotschke macht die ÖH-Führung zu wenig Druck auf die Rektorate, um auf Präsenzbetrieb zu bestehen. Außerdem brauche es schon jetzt eine "Öffnungsgarantie" für das kommende Semester, auf die die bundesweite Studierendenvertretung politisch drängen solle.

Diskussion über flächendeckendes 2G

Kritisch sieht Wotschke auch die Haltung der ÖH-Vorsitzenden zu einem Corona-Härtefonds für Studierende. Baier hatte darauf gepocht, dass sich das Ministerium finanziell an einem neuen Geldtopf beteiligt – ob die ÖH aber ohne Unterstützung von sich aus einen Fonds errichten werde, ließ Baier unter Verweis auf den hohen Aufwand offen. Für die Junos nicht nachvollziehbar: "Die ÖH hat rund 4,5 Millionen Euro freie Rücklagen. Es ist also genug Geld da, um einen eigenen Fonds aufzusetzen." Aus Prinzip auf Geld der Regierung zu warten bringe nichts, befindet Wotschke.

Auch die stärkste Oppositionsfraktion, die Aktionsgemeinschaft, reagiert mit harscher Kritik auf das Interview. In einer Aussendung wendet sich die ÖVP-nahe Fraktion gegen österreichweit einheitliche Corona-Maßnahmen. Wohl eine Anspielung auf Baiers Plädoyer für die flächendeckende Einführung der 2G-Regel an allen Hochschulen. Laut AG sollte man sich bei den Maßnahmen nur auf das Urteil der jeweiligen lokalen Hochschulvertretungen verlassen. Anders als die Junos wendet sich AG-Obmann Markus Baurecht gegen allzu forsche Forderungen nach Präsenzbetrieb. Es brauche "maximale Flexibilität und mehr Fokus auf Digitalisierung". (Theo Anders, 26.11.2021)