"Nicht nur Schwurbler und Corona-Leugner" bei der Corona-Demo: Stiftungsrätin Barbara Nepp (FPÖ).

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Wien – Die Unternehmerin Barbara Nepp ist Sprecherin der FPÖ-nahen Stiftungsräte im obersten ORF-Gremium und zugleich Publikumsrätin des ORF. Dort hat sie am Donnerstag die Berichterstattung des ORF über Corona, Impfpflicht und die Demonstration von Maßnahmengegnern am vorigen Wochenende kritisiert.

"Sündenböcke"

Der ORF stelle Ungeimpfte als "Sündenböcke" dar, sagt Nepp im Gespräch mit dem STANDARD: "Der ORF hätte vielmehr die Aufgabe zu informieren, jeder soll sich selbst eine Meinung bilden." Sie kenne Menschen, die sich wegen gesundheitlicher Folgeschäden anderer Impfungen nicht gegen Covid-19 impfen lassen wollen – und diese freie Entscheidung müsse man auch respektieren.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk solle doch vielmehr "ein Bewusstsein schaffen für den seit vielen Jahren bestehenden und immer dramatischer werdenden Pflegenotstand", Pflegekräfte hätten "noch immer keinen Corona-Bonus bekommen" und seien unterbezahlt. "Das ans Tageslicht zu bringen wäre die Aufgabe des ORF", sagt Nepp, das Thema komme "viel zu kurz".

Sie kritisiert auch die Auswahl der Experten zu Corona und Impfungen im ORF. Es entstehe der Eindruck, dass bei einigen Experten die Selbstdarstellung im Vordergrund stehe. Nepp: "Vielleicht ändert sich da etwas mit dem neuen ORF-Generaldirektor."

"Nicht nur Schwurbler und Corona-Leugner"

Nepp, selbst geimpft, war bei der Demonstration am Wochenende dabei und beschreibt sie so: "Es stimmt einfach nicht, dass daran nur Schwurbler und Corona-Leugner teilgenommen hätten. Es waren alle Gesellschaftsschichten vertreten." Auch Ärzte und Polizisten außer Dienst hätten mitdemonstriert.

Der ORF habe nach ihrer Wahrnehmung Gewalttaten bei der Demonstration einseitig in den Vordergrund gerückt. "Bei so vielen Menschen" sei nicht auszuschließen, "dass ein paar auszucken". Es habe schon weit kleinere Demonstrationen – etwa gegen den Burschenschafter/WKR-Ball – mit viel heftigeren Ausschreitungen gegeben, sagt Nepp.

Bei der Demonstration sei es "um viele andere Dinge gegangen, um Pflegenotstand, Impfzwang, Bürgerrechte und Kritik an der Regierung – und nicht darum, dass man nicht an Corona glaubt", erklärt die Stiftungsrätin.

Sachpreise und Impflotterie

Wie sieht Nepp die Montagabend vom ORF gestartete Impflotterie? "Da gilt es zu untersuchen, ob die Sachpreise tatsächlich gespendet wurden. Es darf nicht sein, dass dafür auch nur ein Cent der GIS-Zahler ausgegeben wird." Nepp zeigt sich aber auch überrascht von der hohen Beteiligung an der Impflotterie. Am Mittwoch berichtete der ORF von einer halben Million Teilnehmer.

Drei FPÖ-nahe Stiftungsräte haben im Oktober gegen die GIS-Gebührenerhöhung um acht Prozent mit Frühjahr 2022 gestimmt. Der von der FPÖ auf deren Parteimandat in den Stiftungsrat entsandte Vorsitzende des Gremiums, Norbert Steger, nahm wegen technischer Probleme nicht an der Sondersitzung für den Gebührenbeschluss teil. (fid, 26.11.2021)