Nur selten schlägt ein Schriftstück so ein wie Ordnungsnummer 1309 aus dem Casinos-Akt. Sofort werden die besten Zeilen daraus ein Teil der Popkultur: "Kriegst eh alles was du willst" oder "Ich liebe meinen Kanzler". Man merkt schon nach wenigen Seiten, dass den Autoren hier etwas Großes gelungen ist: eine Erzählung über Freunderlwirtschaft und Postenschacher, gespickt mit Emotionen und Zynismus.

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Casinos-Akt 17 St 5/19d, Ordnungsnummer 1309.
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Hauptprotagonist ist Thomas Schmid, langjähriger Generalsekretär im Finanzministerium, der unbedingt zum neuen Chef der Staatsholding Öbag werden will. In ON 1309 wird gezeigt, wie er darum kämpfte und sich mit anderen Figuren der Zeitgeschichte darüber ausgiebig absprach.

Um sich deren Gunst zu sichern, muss Schmid einige Aufgaben bestehen. In einer eindrucksvollen Szene wird beschrieben, wie er den Generalsekretär der Bischofskonferenz einschüchtert, weil der zuvor die Flüchtlingspolitik der Regierung kritisiert hatte: "Er war zunächst rot, dann blass, dann zittrig. Er bot mir Schnaps an den ich in der Fastenzeit ablehnte, weil Fastenzeit."

Viel Humor und fast Slapstick

Aber nicht nur der Hauptstrang der Geschichte überzeugt. Immer wieder flechten die unterschiedlichsten Autoren weitere Sachverhalte ein, mit denen die österreichische Seele bestens illustriert wird.

Fast slapstickhaft liest sich die jahrelange Suche nach einem Job für eine ehemalige Abgeordnete, an der die Protagonisten nahezu verzweifeln. Viel Humor zeigt auch die Passage über einen einstigen Wiener ÖVP-Obmann, dem ebenfalls ein Posten besorgt werden soll: "Wir rufen ihn an, um herauszufinden was er kann", schreibt Schmid da lapidar an den jetzigen Finanzminister Gernot Blümel. Na dann.

Wie immer gilt auch bei dieser Ordnungsnummer 1309 die Unschuldsvermutung. Es handelt sich jedenfalls um einen der besten Teile dieser langen Serie, auch wenn ihm mit ON 1734, der Anordnung zu Razzien in der Umfrageaffäre, ein starker Konkurrent entstanden ist. Für Fans von Krimis und Antikorruptionsmaßnahmen jedenfalls ein Must-read! (Fabian Schmid, ALBUM, 4.12.2021)