Es ist ein Gedankenexperiment, zu dem die junge Leserschaft eingeladen wird. Wie soll man die Welt mit seinen Milliarden Menschen Kindern erklären? Mit so schwindelerregend großen Zahlen, die sich allzu oft auch der Vorstellungswelt Erwachsener entziehen?

Christoph Drösser, Nora Coenenberg, "100 Kinder". 14,40 Euro / 104 Seiten. Gabriel, 2021
Cover: Gabriel

Kluge Menschen sind auf die Idee gekommen, die Welt als ein Dorf mit hundert Bewohnern darzustellen. Christoph Drösser und Nora Coenenberg (Illustrationen) haben diese Idee aufgegriffen und sich gefragt, wie es wäre, wenn es 100 Kinder – so lautet auch gleich der Buchtitel – wären.

Das fängt schon bei der Frage an, wie viele davon Mädchen, wie viele Buben sind. Da stünde es 52 zu 48 für die Buben. Und wo würden die hundert leben? Die meisten wären in Asien (56) und Afrika (25) zu finden.

Alle Lebensbereiche

Zum Vergleich: Nur sechs Kinder wären aus Europa. Das sind aber nur die Basiszahlen, die die Buchmacher an den Beginn ihrer Reise durch das künstliche Dorf stellen. Drösser und Coenenberg bieten ihrer Leserschaft – empfohlen wird das Buch für Interessierte ab dem neunten Lebensjahr – einen Überblick über so ziemlich jedes Gebiet, das sich runterbrechen lässt.

Es geht um das Freizeitverhalten (52 Kinder besitzen etwa ein Fahrrad), um die Gesundheit (13 sind kurzsichtig) oder auch um Bildungsfragen. Da zeigt sich zum Beispiel, dass nur ein wenig mehr als die Hälfte des Kinder-Welt-Dorfes in den Kindergarten oder in die Schule gehen.

Das Buch ist heuer zu einem der Sieger des Deutschen Jugendliteraturpreises gewählt worden. Es entwerfe "in einer klug abgestimmten Kombination aus Texten, Illustrationen und Infografiken ein umfangreiches Tableau an gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Aspekten", heißt es in der Jurybegründung.

Was soll man da noch anfügen? Vielleicht dass das Buch bei all dieser geballten Ladung Wissen locker und unterhaltsam bleibt. Es bleibt nur eines: auf eine Fortsetzung zu hoffen! (Peter Mayr, ALBUM, 6.12.2021)