Bumm. Dieses umfangreiche Werk scheint sich als noch fehlendes Puzzlestück in den Hype um die mexikanische Malerin Frida Kahlo einzufügen. Zugegeben kracht es im XXL-Format mit mehr als 600 Seiten und 5,4 Kilogramm eher als Ziegelstein direkt hinein. Dabei möchte der im Taschen-Verlag erschienene Kunstband eigentlich genau das nicht.

Frida Kahlo, "Sämtliche Gemälde". 150,– Euro / 624 Seiten. Taschen-Verlag,2021
Cover: Taschen

Vielmehr stellt er den Anspruch, die im (Marketing-)Rummel um die Ikone der Selbstporträts – Frida als bisexuelle Feministin, Frida als bärtige Stilikone, Frida als kommunistische Kinderlose – fast vergessenen Kunstwerke und sie als Person wieder in den Fokus der Betrachtung zu rücken. Das mag vielleicht pathetisch klingen. Aber ehrlich jetzt, wer kennt Fridas Stillleben von Kaktusfeigen und Blütenarrangements? Wer ihre intensiven Tagebucheinträge? Oder ihre Liebesbriefe an ihren Mann Diego Rivera? Eben.

Fotos und Tagebucheinträge

Dass die mit 47 Jahren verstorbene Künstlerin weitaus mehr geschaffen hat als weltberühmte Gemälde wie Die zwei Fridas, Die gebrochene Säule oder ihre unzähligen Selbstbildnisse, beweist der vorliegende Band. Akribisch wird der Malstil der Autodidaktin analysiert (Einflüsse der Neuen Sachlichkeit), ihre Biografie erzählt, ihre Lebenswege nachgezeichnet.

In den ausführlichen Werkkatalog (152 Bilder sind aufgelistet) wurden auch verschollene Gemälde wie Die verwundete Tafel (1939/40) aufgenommen und mittels Fotografien dokumentiert. Das großformatige Ölbild erinnert an ein surreales Theaterstück des Letzten Abendmahls, angeblich verarbeitete sie darin die Scheidung von Diego.

Generell finden sich unzählige beeindruckende Fotos von Frida in dem Band, denen das Format (29 × 39,5 cm) definitiv zugutekommt. Ebenso verhält es sich mit den eingescannten Seiten ihrer Tagebücher, die Frida ab den frühen 1940er-Jahren als Ansammlung poetischer Texte und bunter Zeichnungen bis zu ihrem Tod 1954 führte. Selbst ihren fortschreitenden körperlichen Verfall macht sie zum Spiegel ihrer Kunst. "Wofür brauche ich Füße, wenn ich Flügel zum Fliegen habe." (Katharina Rustler, ALBUM, 8.12.2021)