Eine weitere Studie des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe zeigt: Menschen unter 30 Jahren trennen Müll deutlich seltener als Ältere.

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Green Jobs, also Berufe im Umweltsektor, sind unter Österreicherinnen und Österreichern mittlerweile besonders beliebt. In einer aktuellen Studie von Marketagent.com im Auftrag des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) zeigen unter 1500 befragten Personen zwischen 14 und 69 Jahren 43 Prozent Interesse an einem Green Job, bei den 14- bis 18-Jährigen sind es 60 Prozent. Jeder dritte Befragte bestätigt, sich einen Job in der Abfall- und Ressourcenwirtschaft vorstellen zu können.

Dafür sprechen ein krisensicherer Arbeitsplatz (46 Prozent) sowie ein Job mit Sinn und Nutzen für den Umweltschutz (42 Prozent). Besonders beliebt sind die Arbeitsbereiche Projektmanagement, Forschung und Entwicklung, Logistik und Labor – sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Im Bundesländervergleich sind Green Jobs vor allem in der Steiermark (53 Prozent), Vorarlberg (48 Prozent) und Kärnten (48 Prozent) beliebt.

Befragt nach dem idealen Arbeitsplatz sind den Österreicherinnen und Österreichern gute Stimmung und ein nettes Team (70 Prozent), Jobsicherheit (57 Prozent) sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sehr wichtig (56 Prozent). Frauen haben in diesen Bereichen deutlich höhere Ansprüche als Männer. Außerdem sticht hervor, dass Aspekte wie Jobs mit Zukunftsaussichten und die persönliche Freizeit für die unter 30-Jährigen eine signifikant wichtigere Rolle spielen als unter den übrigen Befragten (jeweils 48 Prozent). Junge Menschen unter 30 Jahren legen zudem überdurchschnittlich viel Wert auf Weiterbildung, Selbstverwirklichung sowie Aufstiegschancen.

Image aufpolieren

Als Ausbildungswege stehen mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten zur Auswahl, die von einer Lehre zur Entsorgungs- und Recyclingfachkraft über Ausbildungen in HTLs bis zu universitären Studien reichen. Kürzlich wurde etwa eine dreijährige Lehrausbildung zur "Entsorgung- und Recyclingfachkraft" modernisiert.

Mehr als jeder vierte Berufstätige unter 30 Jahren gibt an, dass für ihn oder sie ein Jobwechsel infrage kommt, weitere 20 Prozent könnten sich das grundsätzlich vorstellen. "Die junge Generation hat keine Berührungsangst mit einer neuen beruflichen Herausforderung. Wir wissen auch, dass für sie Nachhaltigkeit und Umweltschutz eine zentrale Rolle spielen, wenn es um die Auswahl ihres Arbeitgebers geht. Daher ist unsere Branche für Millennials und die Generation Z besonders attraktiv", wirbt Gabriele Jüly, Präsidentin des Verbands mit 250 Mitgliedern.

Allerdings müsste noch am Image einer "schmutzigen Branche" gefeilt werden. "Der erste Eindruck trügt. Es geht in unserer Branche schon lange nicht mehr allein um Müllentsorgung. Jede Tonne Abfall ist wertvoll und wird dank getrennter Sammlung und Recycling in den wirtschaftlichen Kreislauf als Sekundärrohstoff zurückgeführt." Dieses System der Kreislaufwirtschaft steht auch erst am Anfang und gilt als wesentlicher Baustein des grünen Wandels.

Nachholbedarf

Faktisch Nachbesserungsbedarf besteht früheren Erhebungen des Verbands zufolge allerdings auch beim individuell möglichst umweltschonenden Verhalten: 80 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher bestätigen demnach, dass Abfall ein wichtiger Rohstoff ist, und 87 Prozent der Befragten wünschen sich eine ökologische Kreislaufwirtschaft, in der Rohstoffe wiederverwertet werden. Menschen unter 30 Jahren trennen Müll aber deutlich seltener als Ältere (72 vs. 91 Prozent bei über 60-Jährigen), entsorgen Problemstoffe wie Batterien weniger korrekt (52 vs. 77 Prozent) und versuchen seltener, Verpackungsmüll zu vermeiden (47 vs. 60 Prozent).

Im Gegensatz dazu engagieren sie sich öfter aktiv an umweltpolitischen Bewegungen oder beteiligen sich an Säuberungsaktionen. "Diesen Widerspruch erklären wir uns damit, dass die Mülltrennung vor rund 30 Jahren in Österreich eingeführt, damals massiv beworben und darüber diskutiert wurde – heute allerdings nicht mehr. Daher scheint sie für die jüngere Generation nicht selbstverständlich zu sein", so die Verbandspräsidentin. Sie fordert "zeitgemäße Aufklärung über Mülltrennung, um die junge Generation zu erreichen – am besten über Apps oder soziale Medien und in mehreren Sprachen." (kbau, 29.11.2021)