Das sind keine Inseln, die man in einem Buch über Inseln erwartet hätte. Strände und Palmen sucht man auf ihnen vergebens, einzige Gemeinsamkeit mit den prototypischen Vorstellungen: das Meer ringsum.

Die Rede ist von Müllinseln. Etwa jenen, die sich 2017 vor der Küste von Honduras oder einen Kilometer lang im Golf von Thailand bildeten. Ganz zu schweigen von den Müllteppichen im Pazifik mit ihren Folgen für die Tierwelt.

Alastair Bonnett, "Das Zeitalter der Inseln". 23,90 Euro / 246 Seiten. C. H. Beck, München 2021
Cover: C.H. Beck

Der britische Geograf Alastair Bonnett widmet sich in Das Zeitalter der Inseln natürlichen und künstlichen Eilanden. Die natürlichen (wie die San-Blas-Inseln von Guna Yala vor Panama oder Tongatapu und Fafa in Tonga) haben dabei gemein, dass sie im Verschwinden begriffen sind. Das liegt auch, aber nicht nur am steigenden Meeresspiegel infolge des Klimawandels.

Ökologische Fiaskos

Oft sinken Küstengebiete zudem ab, weil der Wasserverbrauch die Grundwasservorräte ausgezehrt hat. Staudämme in den Bergen sorgen andernorts dafür, dass kaum noch Sedimente in die Mündungsgebiete großer Flüsse geschwemmt werden, wodurch die natürliche Erosion dort nicht mehr aufgewogen wird. Auch Atomtests und Rohstoffabbau haben schon Inseln zerstört.

Die künstlich geschaffenen Inseln im Band (wie The World in Dubai oder die zur Wohnraumgewinnung geplante East Lantau Metropolis in Hongkong) eint hingegen, dass sie potenziell ökologische Fiaskos sind. "Von untergehenden Paradiesen und künstlichen Archipelen" heißt das Buch demnach im Untertitel.

Was Inseln im gegenwärtigen Zeitalter also kennzeichnet? Ihr prekärer Status! Es fallen Appelle zur Bedeutung von Küsten für die Artenvielfalt, es kommen technische Rettungsversuche wie Pumpvorrichtungen und Flutmauern zur Sprache. Warum der Aufwand? Die hohe Bevölkerungsdichte in Küstenregionen ist das eine. Ein anderer Grund ist ideeller Natur: "Auf Inseln konzentrieren sich so viele Sehnsüchte", schreibt Bonnett. Dass er für sein Buch zahlreiche dieser Orte besucht hat, ergänzt die Informationen um atmosphärische Eindrücke. (Michael Wurmitzer, ALBUM, 21.12.2021)