Tobias Thomas, Generaldirektor der Statistik Austria.

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Wien – Österreichs Bevölkerung wird bis 2080 wachsen und auch altern. Im Jahr 2020 betrug die Bevölkerungszahl 8,92 Millionen. 2022 soll bereits die Neun-Millionen-Marke geknackt werden, prognostizierte die Statistik Austria bei einer Online-Pressekonferenz am Freitag. Bis 2080 kommt man der zehnten Million nahe: 9,94 Millionen sollen zu diesem Zeitpunkt hierzulande leben. Zurückzuführen ist das auf Zuwanderung, da die Geburtenbilanz negativ ausfallen wird.

"Gäbe es keine Zuwanderung nach Österreich, würde die Bevölkerungsanzahl schrumpfen", erklärte Tobias Thomas, Generaldirektor der Statistik Austria. Denn die Anzahl der Verstorbenen werde ab 2025 die Zahl der Neugeborenen konstant übertreffen und somit eine negative Geburtenbilanz vorliegen. Eine erwartete Nettozuwanderung von 30.000 Personen pro Jahr überkompensiert diese jedoch und führt zu einem Bevölkerungswachstum. Die Zahl der im Ausland Geborenen steigt damit künftig weiter. 2020 lebten 1,78 Millionen Menschen, die nicht in Österreich zur Welt kamen, im Bundesgebiet und somit 20 Prozent der Gesamtbevölkerung. Bis 2080 werde die Zahl laut der Prognose auf 2,69 Millionen beziehungsweise 27 Prozent ansteigen.

Osten des Landes wächst

40 Prozent der Zuwandernden wird es wohl nach Wien ziehen, rund 12 Prozent nach Oberösterreich, 11,5 Prozent nach Niederösterreich. Der Osten wächst damit stärker als der Rest des Landes. Wien wird laut der Bevölkerungsprognose im Jahr 2026 die Zwei-Millionen-Marke überschreiten, was zuletzt am Beginn des 20. Jahrhunderts der Fall war. Bis 2080 wird die Wiener Bevölkerung um 19,1 Prozent gegenüber 2020 wachsen. Mit einem Rückgang der Bevölkerungszahl (6,6 Prozent bis 2080) ist einzig das Bundesland Kärnten konfrontiert. Damit zeichnet sich ab, dass demnächst Salzburg Kärnten überholt und zum sechstgrößten Bundesland aufsteigt.

"Österreich wird auch immer älter", stellte Thomas klar. Männer wurden 2020 im Schnitt 78,9 Jahre alt, 2080 können sie mit durchschnittlich 89,4 Lebensjahren rechnen. Frauen starben 2020 im Schnitt nach 83,7 Jahren, 2080 wird es erst nach 92,2 Jahren der Fall sein. 2020 sank die Lebenserwartung jedoch um ein halbes Jahr. "Die Corona-Pandemie lässt die Sterblichkeit kurzfristig deutlich anwachsen", erklärte Thomas. Zurückzuführen ist das etwa auf die 49. Kalenderwoche im Vorjahr (Ende November – Anfang Dezember). Damals lag eine um 59 Prozent erhöhte Sterblichkeit gegenüber dem Jahresschnitt der fünf vorangegangenen Jahre vor. Heuer zeigte sich ein ähnliches Bild. In der 45. Kalenderwoche (8. bis 14. November) betrug die Abweichung 36,1 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 2015-2019.

Mehr Alte als Junge

Betrachtet man die einzelnen Altersgruppen, zeigt sich, dass das prognostizierte Bevölkerungswachstum bis 2080 fast ausschließlich auf über 65-Jährige zurückzuführen sein wird. Bereits seit heuer leben knapp mehr Personen in diesem Alter als Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre in Österreich (1,734 Millionen gegenüber 1,727 Millionen). Bis 2080 wächst die Zahl der bis 19-Jährigen leicht auf 1,85 Millionen an und bleibt damit prozentuell betrachtet wie schon 2021 bei 19 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die über 65-Jährigen machen 2080 2,9 Millionen Personen aus. Der Anteil an der Gesamtbevölkerung wächst damit von derzeit 19 Prozent auf 29 Prozent. In die Kategorie 20- bis 64-Jährige fallen derzeit 5,5 Millionen Menschen. Bis 2080 wird sich diese Altersgruppe auf 5,2 Mio. reduzieren. Der Anteil an der Gesamtbevölkerung schrumpft damit von derzeit rund 62 Prozent auf 52 Prozent.

Die Zahl der Erwerbspersonen sollte laut der Prognose der Statistik Austria bis 2080 relativ konstant bleiben. 2020 waren 4,58 Millionen Menschen selbstständig oder unselbstständig beschäftigt, arbeitslos oder als Präsenz- oder Zivildiener tätig. 2080 sollen es 4,57 Millionen sein. "Das Erwerbsleben wird sich künftig aber ins höhere Alter verschieben und speziell bei Frauen im mittleren Alter ansteigen", sagte Alexander Hanika, Leiter der Direktion Bevölkerung in der Statistik Austria, voraus.

Pensionsengpass zeichnet sich ab

Für die konstant bleibende Zahl an Erwerbspersonen ist nämlich ausnahmslos die Altersgruppe der über 55-Jährigen verantwortlich. Dabei handelt es sich um die starken Babyboom-Jahrgänge der 1960er-Jahre. Hier steigt die Zahl der am Arbeitsmarkt aktiven Personen von 792.000 im Jahr 2020 auf 923.000 im Jahr 2080. Die Anzahl der Erwerbspersonen im Alter von 15 bis 34 Jahren schrumpft dagegen von 1,57 Millionen (2020) auf 1,48 Millionen (2080).

Der Anteil der Frauen an den Erwerbspersonen lag 2020 bei 46,6 Prozent und wird bis 2040 auf 47,1 Prozent anwachsen. Verantwortlich dafür ist die steigende Erwerbsbeteiligung der Frauen im Haupterwerbsalter sowie im Alter von 55 bis 64 Jahren.

Die allgemeine Erwerbsquote der 15- bis 64-Jährigen lag 2020 bei 76,5 Prozent. Bis zum Jahr 2040 soll diese auf 78,8 Prozent ansteigen, womit knapp vier von fünf Personen dieser Altersgruppe erwerbstätig sein werden. Aufgrund der höheren Lebenserwartung verändert sich jedoch das Verhältnis der Erwerbspersonen zu jenen im Pensionsalter. "Während 1951 auf eine Person im Pensionsalter noch vier Erwerbspersonen kamen, sind es heute nur noch drei Personen, und bereits 2030 werden es nur noch zwei sein. Das wird umlagefinanzierte Sicherungssysteme, wie Pensionen oder Gesundheit, unter Finanzierungsdruck setzen", erwartet Thomas. (APA, 26.11.2021)