Mit Kleinkindern hat man keine Zeit mehr zum Bücherlesen. Zumindest viel weniger als davor. Aber es bleibt ja noch das Vorlesen. "Das wird sicher super", denkt man am Anfang. Sehr naiv, wie sich bald herausstellt.

Saša Stanišić, "Panda-Pand. Wie die Pandas mal Musik zum Frühstück hatten". 12,95 Euro / 80 Seiten. Carlsen, München 2021
Cover: Carlsen

Die meisten Kinder sind nämlich in Sachen Lektüre wahre Gewohnheitstierchen. Irgendwann hat man genug vom tapferen Drachen Kokosnuss, vom unerträglich braven Siebenschläfer Bobo oder vom unsäglichen kleinen Maulwurf, der eine ausgeprägte Fäkalienobsession hat.

Klingendes Essen

Also bietet man den Kindern allabendlich neue Helden und Heldinnen an, und ab und zu hat man Glück. Panda-Pand. Wie die Pandas mal Musik zum Frühstück hatten von Saša Stanišić ist definitiv ein Vorlesebuch, das man befreundeten Eltern, Verwandten oder einfach sich selbst schenken sollte.

Der Träger des Deutschen Buchpreises – Stanišić wurde für seinen Roman Herkunft 2019 ausgezeichnet – hat heuer sein zweites Kinderbuch veröffentlicht. Der Held der Geschichte ist der Pandabär Nicht-Peter, der durch Zufall entdeckt, dass sein Lieblingsessen nicht nur gut schmeckt, sondern auch gut klingt. Das sollen nun seine Mitpandas erfahren!

Aber die Motivation der Nachbarn und Nachbarinnen gestaltet sich etwas schwieriger, denn Pandas haben eigentlich kein ausgeprägtes Bedürfnis nach Unterhaltung oder Hobbys, und Einzelgänger sind sie bekanntlich auch. Doch bald wird die Pandamie, die vor allem durch Raufen, Schlafen, Fressen bestimmt ist, von geschäftigen Vorbereitungen eines Waldkonzerts unterbrochen.

In Panda-Pand. Wie die Pandas mal Musik zum Frühstück hatten ist der Witz mal fein und setzt Wissen voraus, mal ist es sprachlicher Slapstick, der alle zum Lachen bringt. Die Illustrationen von Günther Jakobs fügen sich wunderbar in den Erzählfluss hinein und stecken voller Details.

Im Nachwort, das sich auch an Erwachsene richtet, erfährt man, wie Saša Stanišić auf die Pandas kam und wieso die Tiere vom Aussterben bedroht sind. Ein recht trauriges Ende für ein furios witziges Buch. Aber so ist eben das Pandaleben. (Olivera Stajic, ALBUM, 24.12.2021)