Mit einigen Verhaltensregeln lässt sich der Strombedarf eines Haushalts merklich senken – wenngleich diese manchmal mit etwas Komfortverlust verbunden sind.

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Vielen Konsumenten stehen bei dem Blick auf die Stromrechnung die Haare zu Berge, als wären sie in den Stromkreis geraten. Und bald werden es wohl mehr, erst am Dienstag kündigten die Landesversorger in Ostösterreich eine Preiserhöhung an. Aber dem Galopp der Strompreise sind Konsumenten nicht ausgeliefert, meist gibt es Wege, die finanzielle Belastung etwas zu senken. Zunächst kann der Wechsel des Stromanbieters Ersparnisse bringen.

"Wir empfehlen, zuerst einen Blick auf den Tarifkalkulator zu werfen", sagt Ivana Jurisic vom Verein für Konsumenteninformation. In dem Online-Preisvergleich der Regulierungsbehörde E-Control seien alle Tarife eingespeist, daher biete dieser einen guten Überblick.

Keine flexiblen Tarife

Wegen der unsicheren und derzeit stark schwankenden Preisentwicklung empfiehlt die Konsumentenschützerin bei einem Vertrag mit Bindefrist, maximal zwölf Monate sind erlaubt, auf fixe Stromtarife zu achten. Von monatlich wechselnden flexiblen Tarifen, die an die Entwicklung der Strompreise an einer Börse gekoppelt sind, rät Jurisic ab. Wer abwarten möchte, der könne zunächst ein Angebot ohne Bindefrist wählen, um bei einer günstigen Offerte jederzeit erneut den Stromanbieter wechseln zu können.

Laut dem Vergleichsportal durchblicker.at wissen 97 Prozent der Österreicher von der Möglichkeit eines Anbieterwechsels, gemacht haben es aber erst rund 30 Prozent. Ist dies keine Option, da man noch an einen Vertrag gebunden ist oder es kein günstigeres Angebot gibt?

Dann kann man versuchen, den Verbrauch zu drosseln. Der deutsche Energieversorger Eon hat die größten Stromfresser in einem durchschnittlichen Haushalt mit drei Personen ausfindig gemacht. Zudem gibt Michael Baminger, Geschäftsführer der Vertriebstochter der Energie AG Oberösterreich, Ratschläge, wie man diesen Geräten eine Zwangsdiät verordnen kann.

Kühlschrank

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Mit etwa 330 Kilowattstunden (kWh) Stromverbrauch pro Jahr zählt der Kühlschrank zu den größten Stromfressern eines Haushalts mit drei Personen. Beim Kauf sollte man zu einem Gerät der höchsten Energieeffizienzklasse greifen, der Unterschied im Verbrauch zu weniger effizienten Modellen kann 50 Prozent betragen. Wegen der niedrigeren Betriebskosten lohnen sich die höheren Anschaffungskosten zumeist relativ bald. Noch energieintensiver sind übrigens Gefrierschränke mit etwa 415 kWh.

Sparen kann man bereits beim Aufstellen. Es sollte vermieden werden, Kühlgeräte an einem warmen Ort, also neben dem Herd oder an einem Platz mit direkter Sonneneinstrahlung, aufzustellen. Die Türen der Geräte sollten immer nur so kurz wie möglich geöffnet werden.

Beleuchtung

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Mit etwa 330 kWh Verbrauch im Jahr gehört das elektrische Licht zu den stillen Stromfressern zu Hause. Dabei ist es in diesem Bereich besonders leicht, zumindest auf lange Sicht zu sparen: Mitunter sind auch noch herkömmliche Glühlampen im Einsatz, diese fressen allerdings viel Strom. Mit deren Ersetzen durch Energiesparlampen verringert man die Stromkosten bereits um ein Fünftel. Am genügsamsten sind LED-Leuchten. Das größte Sparpotenzial bei der Beleuchtung ist zu finden, wo Lampen und Leuchten länger als eine Stunde täglich in Betrieb sind.

Leuchten sollten dort angebracht werden, wo das Licht benötigt wird, indirekte Beleuchtung kostet Energie. "Und wenn man einen Raum verlässt, sollte das Licht immer abgedreht werden", erinnert Baminger.

Fernsehen

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Wer einen weiteren Stromfresser finden möchte, sollte sich seinen Fernseher ansehen. Er sorgt für durchschnittlich 190 kWh Stromverbrauch in zwölf Monaten. Alte Röhrenbildschirme verbrauchen übrigens nicht mehr Strom als moderne Flachbildschirme und müssen wegen der Energieeffizienz nicht ausgetauscht werden. Ein Dauerbrenner beim Energieverbrauch ist aber auch bei Fernsehern und Zubehör der Schlummermodus.

Die gute Nachricht: Bei neuen Fernsehern wurde der Stromverbrauch im Standby-Modus in den letzten Jahren stark reduziert. Aber ein Festplattenrekorder verbraucht im Standby-Betrieb noch genauso viel Strom wie früher ein Fernseher. Daher empfiehlt Baminger, die Geräte nach der Nutzung gänzlich auszuschalten.

Kochen

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Viel Energie verbraucht auch ein elektrischer Herd. Wer gerne und viel kocht, verbraucht im Laufe eines Jahres laut Eon ungefähr 445 kWh. Es gibt aber einiges an Sparpotenzial: Zunächst sollte ein Topf oder eine Pfanne zur Plattengröße passen. Verwenden Sie zum Kochen einen gut abschließenden Topfdeckel, und öffnen Sie diesen so selten wie möglich. Wer ohne Deckel kocht, braucht bis zu dreimal mehr Energie. Auch das Wählen der richtigen Betriebstemperatur und das Nutzen der Restwärme spart Energie. Edelstahl- und Aluminiumtöpfe sind übrigens ökonomischer als Emailtöpfe.

Es spart Energie, Wasser mit dem Wasserkocher zu erhitzen statt mit dem Herd. Für den Backofen gilt: nach Möglichkeit mit Umluft backen, selten öffnen und Resthitze nutzen.

Wäsche

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Viel Einsparungspotenzial besteht bei der Wäsche, wobei Waschmaschinen etwa 220 kWh pro Jahr verbrauchen. Moderne Geräte mit zwei Zulaufschläuchen für Kalt- und Warmwasser sparen das teure Aufheizen des Wassers in der Maschine. Zudem sollte die Waschmaschine zur Gänze gefüllt werden, dann arbeitet sie am effizientesten – vor allem im Eco-Modus. Wäsche mit normaler Verschmutzung kann ohne Vorwäsche gewaschen werden, dafür reichen 30 oder 40 Grad. Allerdings sollte mindestens einmal pro Monat mit 60 Grad gewaschen werden, um Fettablagerungen zu entfernen.

Ein Wäschetrockner verbraucht 325 kWh pro Jahr – kann aber durch einen Wäscheständer ersetzt werden. Ansonsten sollte vor jedem Einsatz das Flusensieb gereinigt werden, rät Baminger.

Computer

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Der Bereich Computer und Zubehör gewinnt in Zeiten vermehrter Nutzung als Homeoffice an Bedeutung, es gibt einige Stromfresser. Nicht zu unterschätzen ist der Stromverbrauch im Bereitschaftsmodus von Geräten wie beispielsweise PCs, Routern, Notebooks, Druckern und anderen Geräten, da diese in etlichen Haushalten teilweise rund um die Uhr in Betrieb sind und dabei bis zu 500 kWh pro Jahr verbrauchen können. Alleine für den WLAN-Router fallen etwa 135 kWh an. Laptops verbrauchen nur etwa ein Drittel eines Standgeräts.

Über Nacht sollten diese Geräte komplett abgeschaltet werden. Baminger empfiehlt, dafür einen Zeitschalter zu verwenden. "Bei Bildschirmpausen sollte man auch immer den Monitor abschalten", fügt er hinzu.

Geschirr

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Geschirrspülmaschinen gehören mit 245 kWh jährlich ebenfalls zu den größten Stromverbrauchern im Haushalt. Mit ihnen zu spülen ist aber immer noch effizienter hinsichtlich Energie- und Wasserverbrauch als mit der Hand. Als Faustregel gilt: Die Maschine sollte immer voll beladen sein. Neuere Modelle erkennen zwar, ob das Gerät voll ist oder nicht, eine halb beladene Maschine benötigt trotzdem nicht nur halb so viel Wasser und Strom, sondern deutlich mehr. Natürlich sollte mit dem langsamen, aber energieeffizienten Eco-Modus gespült werden.

Der Energieverbrauch eines Spülgangs hängt laut Baminger von dessen Dauer und dem Grad der Verschmutzung des Geschirrs ab. Dieses sollte nach Gebrauch kalt abgespült werden, damit keine Essensreste eintrocknen.

Heizungspumpe

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Nicht in jedem Haushalt gibt es eine – aber bei Heizungspumpen besteht viel Sparpotenzial. Denn alte Geräte sind wahre Stromfresser und verbrauchen Eon zufolge bis zu 500 kWh pro Jahr. Demnach sind moderne Heizungspumpen aber ungleich genügsamer und verbrauchen im Vergleich zu alten Modellen etwa 80 Prozent weniger Strom. Ihr Vorteil: Sie regulieren ihre Leistung im Gegensatz zu alten Geräten nach Bedarf selbst und schalten sich im Sommer sogar gänzlich ab.

Nach ungefähr vier Jahren sollten sich bei einem Tausch die Investitionskosten für eine neue Pumpe der effizientesten Energieklasse durch die geringeren Stromkosten rechnen. "Das ist ein modernes System und sehr effizient", urteilt Experte Baminger. (Alexander Hahn, 28.11.2021)