Wieder 27 Flüchtlinge ertrunken, diesmal im Ärmelkanal. Tausende Flüchtlinge bei eisigen Temperaturen im Wald an der Grenze zwischen Polen und Belarus. Die dazugehörigen Fotos ist man schon gewohnt – fast. Bis man nämlich beim Hinschauen die kleinen Kinder sieht. Dreijährige, Fünfjährige, eingemummelt zwischen den Erwachsenen, manche noch mit dem Schnuller im Mund. Noch Kleinere, die aus armseligen Schlauchbooten gehoben werden, knapp vor dem Ertrinken gerettet. Sie schauen in die Kameras mit dem Blick derer, die nicht verstehen, was da mit ihnen gemacht wird, aber spüren, dass es nichts Gutes ist. Die Wut steigt hoch – auf die Schlepper, auf den bösartigen weißrussischen Diktator, der diese Menschen missbraucht, um sich an der Macht zu halten. Aber auch Verständnislosigkeit für die Eltern, die ihre Kleinkinder da mitschleppen und einer solchen Gefahr, solchen Beschwernissen aussetzen.

Geflüchtetes Kind am Hafen von Mytilini, Griechenland.
Foto: imago images/Markus Heine

Wissen sie nicht, welches Risiko sie ihren Kindern zumuten? Manche vermutlich wirklich nicht, weil ihnen die Schlepper etwas vorgaukelten, manche sind einfach schlicht von dem Wunsch "Nur weg!" getrieben. Aber manche waren sicher auch einfach gedankenlos, einige wenige wohl auch rücksichtslos.

Es gibt Ideen, in den Heimatländern Kampagnen zu fahren: "Bleibt! Der Transit ist zu gefährlich!" Man müsste wohl hinzufügen: "Denkt an eure kleinen Kinder!" (Hans Rauscher, 26.11.2021)