Die vorerst letzten international Reisenden auf dem Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv.

Foto: EPA / Abir Sultan

Der Weihnachtsbaum steht noch nackt auf dem Platz vor der Geburtskirche Betlehems. Bald kommen die Kugeln, die Girlanden, die Kerzen, das Licht. Und die Touristen hoffentlich auch, sagte der Bürgermeister von Betlehem, Anton Salman, zum Auftakt der Weihnachtssaison, die erstmals seit Pandemiebeginn wieder größere Reisegruppen in die Geburtsstadt Jesu locken sollte.

Das war Samstagmittag. Wenige Stunden später tagte in Tel Aviv das Coronakabinett. Und dann kam die Nachricht: Israel schließt die Grenzen. Wer nicht die israelische Staatsbürgerschaft hat, darf nicht mehr ins Land – abgesehen von Einzelfällen, die vom "Ausnahmefallkommitee" bewilligt werden. Pilgerreisende und alle anderen Touristinnen und Touristen dürfen nicht mehr ins Land.

Lange ins Quarantäne-Hotel

Alle Israelis, die zurückkehren, müssen für mindestens drei Tage in Quarantäne. Sind sie ungeimpft, sind es vierzehn Tage Isolation. Kommen sie aus einem der 56 Länder, die auf der roten Liste stehen, müssen alle Rückkehrenden, egal ob geimpft oder ungeimpft, die Isolation im Coronahotel verbringen.

Solange ungeklärt ist, inwieweit die Impfung gegen die neue Omikron-Variante schützt, will Israel diese Regeln beibehalten, jedenfalls aber für zwei Wochen.

Ausbreitung findet statt

Dass sich die neue Variante in Israel ausbreitet, werden all diese Restriktionen aber nicht abwenden können. Omikron ist schon hier, die Zahl der Verdachtsfälle nimmt zu. Derzeit stehen 13 Infizierte im Verdacht, sich mit der neuen Variante angesteckt zu haben, Ergebnisse liegen noch nicht vor.

Zumindest drei dieser Fälle dürften sich im Inland angesteckt haben. Der einzige bestätigte Omikron-Fall Israels ist hingegen am Donnerstag aus Malawi zurückgekehrt.

Ausgerechnet die damit befallende Person aber hat sich nach der Landung für mindestens sechs Stunden in einen öffentlichen Bus begeben. Das Gesundheitsministerium ruft nun alle Passagiere, die am Freitag um 14.30 Uhr mit dem Bus nach Eilat gefahren sind, sich umgehend in Isolation zu begeben. Allein auf Appelle will man sich aber nicht verlassen. Das umstrittene Handy-Tracking, Infizierten, Verdachtsfällen und möglichen Kontaktpersonen durch den Inlandsgeheimdienst Shin Beit wurde wieder eingeführt.

Vorsicht ja, Panik nein

An weitere Einschränkungen wird bereits gedacht: So könnten auch die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate rot eingestuft werden, da Istanbul und Dubai zu den beliebtesten Umsteigeflughäfen für Rückreisende aus afrikanischen Ländern zählen.

Vorsicht sei geboten, Alarmstimmung jedoch nicht, sagt Israels Corona-Beauftragter Salman Zarka: Bereits jetzt häuften sich Hinweise, dass die Pfizer-Biontech-Impfung gegen schwere Erkrankungen schütze. Israel forciert daher die Impfung in allen Altersgruppen ab fünf Jahren, Impfstationen an Schulen sollen dabei helfen.

Während das Ausland Israel für die kurze Reaktionszeit bewundert, kommt im Inland Expertenkritik auf: Man hätte sich einiges erspart, wenn die Meldungen aus Südafrika früher ernst genommen worden wären, meint Galia Rahav, Leiterin des Zentrums für Infektionskrankheiten am Sheba-Spital – zumal ja schon am 11. November die Variante erstmals in Botswana sequenziert wurde.

Während die Tourismusbetriebe in Israel auf staatliche Ausgleichszahlungen hoffen können, werden die vom Reisegeschäft abhängigen Unternehmer im palästinensischen Westjordanland wohl leer ausgehen. Die Regierung leide selbst unter hoher Verschuldung, ihre Möglichkeiten seien begrenzt, sagte die palästinensische Tourismusministerin Rula Maayaa auf STANDARD-Anfrage. Man hoffe nun, dass wenigstens christliche Israelis zu Weihnachten die heiligen Stätten besuchen werden. (Maria Sterkl aus Betlehem, 28.11.2021)