Das o-mikron ist im griechenen Alphabet das kleine o, es wird kurz gesprochen. Bis zum großen, dem lang gesprochenen o-mega, sind es noch neun Buchstaben.

Foto: Imago / Zuma

Rund einen Tag lang hieß die neue Variante B.1.1.529, die aktuell Politik und Forschende beschäftigt, landläufig Nu. Dann aber tagte Freitagabend die Weltgesundheitsorganisation WHO – und sie kam zu einem anderen Schluss: Omikron soll die Mutante heißen, befanden ihre Mitglieder. Und so ist es dann auch gekommen.

Wieso aber die Unklarheit? Das liegt an der Namenspolitik der WHO. Sie hat aus einem Problem gelernt, das 2009 erstmals deutlich wurde. Da ging die Influenza-Variante H1N1 um die Welt – und die ersten Meldungen aus Mexiko, wo sie entdeckt wurde, klangen erschreckend. Später stellte sich die Variante als eher harmlos heraus: Aber die "Mexican Flu" hatte dem Image Mexikos Schaden zugefügt.

"Häufiger Familienname"

Daraus wollte man lernen, setzte aber auf ein System, das zu kompliziert war. Als im Winter 2020 die Corona-Variante B.1.1.7 auftauchte, nannten sie Medien nicht bei ihrem wissenschaftlichen Namen, sondern beschrieben sie als "britische Variante", B.1.351 wenig später als die "südafrikanische". Das Problem: Die Varianten sind wohl nicht in diesen zwei Staaten entstanden – und so oder so wäre es nicht die Schuld eines Landes, wenn dort ein Virus zur Variante mutiert. So kam man auf griechische Buchstaben. Sie sind keinem Gebiet, Land oder – wie etwa bei der "Schweinegrippe" – Tier zugeordnet und wirken neutral.

B.1.1.7 wurde also zu Alpha, B.1.351 zu Beta. Seither kamen weitere Varianten dazu, vor allem Delta (B.1.617.2) machte der Welt zu schaffen. Andere, von Epsilon bis My, tauchten auf, ohne sich durchzusetzen. Nächster Buchstabe im Alphabet wäre Ny, englisch Nu ausgesprochen. Das, so die WHO, klingt zu ähnlich wie "new", was im Zusammenhang mit der "new variant" verwirrend wäre. Der folgende Buchstabe wäre Xi. Dieser aber ist ein "häufiger Familienname", wie die WHO mitteilt – vor allem aber jener des chinesischen Präsidenten. (Manuel Escher, 29.11.2021)