Verfechter von sogenannten PRP-Therapien versprechen eine Anregung von Zellwachstum. Das konnte in einer neuen Studie aber nicht nachgewiesen werden.

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Melbourne – Die evidenzbasierte Medizin entzaubert mit Studien "Wundermittel", die oft als privat zu zahlende ärztliche Leistungen angeboten werden. Australische Wissenschafter haben jetzt sogenannte PRP-Injektionen (thrombozyten- bzw. blutplättchenreiches Plasma) ins Knie zur Behandlung von Arthrosen in einer placebokontrollierten Studie untersucht. Sie sind offenbar unwirksam.

"Die meisten klinischen Leitlinien empfehlen blutplättchenreiches Plasma nicht zur Behandlung von Kniegelenksarthrose, weil es einen Mangel an wissenschaftlicher Evidenz von hoher Qualität für die Wirksamkeit bei Symptomen und auf die Gelenksstrukturen gibt. Die Leitlinien betonten aber den Bedarf an rigoros durchgeführten Studien. Trotzdem wird PRP bei Kniegelenksarthrosen immer öfter angewendet", schrieben jetzt Kim Bennel von der Universität in Melbourne und ihre Co-Autoren in ihrer Publikation in einer der weltweit angesehensten Medizin-Fachzeitschriften, dem "Journal of the American Medical Association" ("Jama"). Wer sich im Internet umsieht, stößt auf jede Menge Orthopäden, die solche Behandlungen bei Arthrosen gegen Privathonorar anbieten.

Versprochenen Wachstumsfaktoren

Bei PRP-Therapien handelt es sich um die Injektion von Plasma aus Eigenblut. Nach der Blutentnahme wird das Plasma gewonnen und durch Zentrifugieren so konzentriert, dass ein höherer Anteil an Thrombozyten (Blutplättchen) in dem kleinen Rest zur Injektion erhalten bleibt. Die Verfechter solcher Therapien – von der Orthopädie über die Dermatologie bis hin zur Zahnheilkunde – versprechen Effekte vor allem wegen der enthaltenen "Wachstumsfaktoren". Immer soll irgendwie Zellwachstum oder "Regeneration" angeregt werden. Auch bei in der Orthopädie behandelter Arthrose ist die Anwendung einer Vielzahl solcher "Wachstumsfaktoren" womöglich verheißungsvoll.

Die Frage ist aber, ob durch solche Injektionen wirklich ein positiver Effekt – abseits von Versprechungen – erzielt wird. In der Evidence-based Medizin gilt es, dies für jede Anwendung durch klinische Untersuchungen zu beweisen. Deshalb führten die Sportmedizinerin und ihre Co-Autoren zwischen August 2017 und Juli 2019 eine randomisierte (Zuteilung der Patienten zu Vergleichsgruppen per Zufall), placebokontrollierte und für Teilnehmer und Ärzte verblindete wissenschaftliche Studie durch. Die 288 Patienten wurden den beiden Gruppen zugeteilt. Sie waren im Mittel 61,9 Jahre alt. Alle wiesen Abnützungserscheinungen in einem Kniegelenk (mild bis mittlere Schwere; Grad 2 und 3) auf. 269 Teilnehmer (93 Prozent) beendeten die Studie.

Kein signifikanter Unterschied

In beiden Gruppen erhielten je 140 Teilnehmer die drei geplanten Injektionen: entweder Eigenblut PRP oder simple physiologische Kochsalzlösung. Die Beobachtungszeit betrug nach der Behandlung zwölf Monate.

Nach einem Jahr wurden die Ergebnisse verglichen: Die Angaben bezüglich der Intensität der Knieschmerzen waren fast gleich. Sie hatten sich in beiden Gruppen etwas verbessert (auf einer Schmerzskala von null bis zehn um minus 2,1 Punkte unter den PRP-Behandelten und um minus 1,8 Punkte in der Placebogruppe). Der Unterschied zwischen PRP und Placebo war aber bei weitem nicht signifikant. Noch geringer war der Unterschied bei den Veränderungen bezüglich des Volumens an Knorpelgewebe. Auch bei 29 von 31 zusätzlichen Beurteilungskriterien zeigte sich kein signifikanter Effekt.

Die Wissenschafter konstatieren in ihrer Zusammenfassung: "Bei Patienten mit symptomatischer milder bis moderater per Röntgenuntersuchung bestätigter Kniearthrose resultierte die ins Gelenk erfolgte Injektion von PRP im Vergleich zu Kochsalzlösungsplacebo weder bei den Symptomen noch in den Gelenksstrukturen nach zwölf Monaten in einem signifikanten Unterschied. Diese Ergebnisse sprechen nicht für die Verwendung von PRP im Management von Kniegelenksarthrosen." (APA, 29.11.2021)