57 Prozent der heimischen Händler leiden einer Umfrage zufolge unter Existenzängsten.

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Wien – Die Neos fürchten um das Weihnachtsgeschäft für heimische Betriebe – und sprechen sich für ein früheres Lockdown-Ende im Handel für Geimpfte und Genesene aus. "Der Radikallockdown war ein bisschen viel", sagte der pinke Wirtschaftssprecher Gerald Loacker am Montag vor Journalisten. Sollte der heimische Handel in der wichtigen Vorweihnachtszeit geschlossen bleiben, würden letztlich nur Onlineriesen wie Amazon oder Zalando profitieren, ist sich der Politiker sicher.

Die Neos schlagen daher vor, dass der Handel ab 6. Dezember inklusive 2G-Regel – also für Genesene und Geimpfte – wieder aufsperren darf. Darüber hinaus soll es eine FFP2-Masken-Pflicht geben; auch eine Maximalzahl an Kunden im Geschäft schließt Loacker nicht aus. Außerdem wollen die Pinken, dass Geschäfte an den übrigen zwei Adventsonntagen bis Weihnachten öffnen dürfen. Es gelte, den wirtschaftlichen Aufschwung nicht abzuwürgen, erklärte Loacker. Die Sonntagsöffnung müsse für die Mitarbeiter allerdings freiwillig sein, die üblichen Zulagen ausbezahlt werden. Ein entsprechender Sonderkollektivvertrag sei aus seiner Sicht bis Mitte Dezember umsetzbar.

Zu früh für ein generelles Aufsperren

Ein generelles Aufsperren der Gastronomie halten die Neos noch nicht für möglich, man müsse je nach Branche "differenziert" vorgehen. Laut Loacker ist die Testinfrastruktur in einigen Bundesländern noch nicht ausreichend ausgebaut, um 2G plus umzusetzen. "Bedauerlicherweise bekommt das nur Wien hin."

Loacker nutzte die Pressekonferenz auch, um Kritik an den Corona-Hilfsmaßnahmen zu üben: "Da ist mit Steuergeld schlampig umgegangen worden", meint er. Die bisherigen Hilfen seien nicht evaluiert worden. Daher würden boomende Branchen wie der Bausektor weiterhin Geld erhalten, während andere Unternehmen im Lockdown noch auf frühere Hilfen warten würden.

Händler fürchten um ihre Existenz

Der seit einer Woche geltende Lockdown habe bereits starke Auswirkungen auf heimische Unternehmer, pflichtete der Handelsverband bei. In einer Umfrage unter 236 Handelsbetrieben gaben 57 Prozent an, unter Existenzängsten zu leiden. Jeder fünfte Betrieb gab an, Weihnachtsgelder nicht zeitgerecht auszahlen zu können. Ein Drittel der Handelsbetriebe sieht sich demnach gezwungen, Personal abzubauen.

Die Frustration in der Branche sei hoch, kritisierte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Wie auch die Neos verwies der Verband auf die geringe Ansteckungsrate im Handel. Anders als die Partei fordert der Verband lediglich eine Sonntagsöffnung am 19. Dezember. Laut der Umfrage sind 70 Prozent der heimischen Händler für eine solche Regelung. (lauf, 29.11.2021)